International
Generika als billige Nachahmer-Produkte von Arzneien
Gleich gut, aber nicht so teuer
Wien - Bei der WTO-Konferenz in Doha ist nach zähen
Verhandlungen eine Einigung im Streit um billige Arznei-Kopien
erzielt worden. Damit wird es Entwicklungsländern in
Ausnahmesituationen erlaubt, den Patentschutz beispielsweise auf
teure Aids-Präparate zu brechen und selbst Duplikate zu produzieren.
Diese sind deutlich billiger und somit auch für die Bevölkerung der
betreffenen Länder erschwinglich.
Konkret geht es um so genannte Generika. Diese billigeren
Nachahmer-Produkte enthalten die gleichen Wirkstoffe wie die teuren
Ursprungsmedikamente. Sie können also genauso angewandt werden wie
die Originalpräparate, kosten den Patienten beziehungsweise seine
Krankenkasse aber deutlich weniger.
Patentschutz
Allerdings dürfen Generika nach bisherigen Rechtsstand erst nach
Ablauf des Patentschutzes auf den Markt gebracht werden. Dieser
beträgt generell 20 Jahre. Allerdings gilt er vom Tag der
Patentanmeldung an. Da bis zur Markteinführung nach Angaben des
Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) in der Regel bis
zu 14 Jahre vergehen, hat der Hersteller nur wenige Jahre, in denen
er auf Grund seines Monopols den Preis diktieren kann.
Die Pharmaforscher wollen deshalb den Patentschutz auf jeden Fall
beibehalten, möglichst sogar verlängern. Sie verweisen auf die
Forschungskosten: Die 38 großen forschenden Arzneimittelhersteller in
Deutschland - allen voran Bayer - stecken nach eigenen Angaben
täglich 17 Mill. DM (8,69 Mill. Euro/119,6 Mill. S) in die
Entwicklung neuer Medikamente.
Preisargument
Die Anbieter von Generika wiederum haben vor allem ein
überzeugendes Argument: den Preis. Ihr Produkt kostet bei
Markteinführung nach Ablauf des Patentschutzes den Angaben des
Deutschen Generikaverbandes zufolge in der Regel 20 Prozent weniger
als das Original. Da der Ursprungsanbieter nachziehen muss und oft
auch andere Generikahersteller auf den Markt drängen, dreht sich die
Preisspirale schnell nach unten: Ein Jahr später kostet das
Medikament in der Regel nur noch ein Viertel des Originalpräparates
zu Zeiten des Patentschutzes - mit garantiert gleicher Wirkung.
Angesichts dieses Preisvorteils sind Generika seit Jahren auf dem
Vormarsch: Ihr Marktanteil am Gesamt-Apothekenumsatz betrug in
Deutschland im vergangenen Jahr 21 Prozent und damit 11,4 Mrd. DM,
was den ersten Platz in Europa bedeutet. Noch deutlicher fällt die
Zahl aus, wenn nur Medikamente betrachtet werden, bei denen die
Patente abgelaufen sind. Hier verschreiben die Ärzte nur noch zu 30
Prozent das Originalpräparat und zu 70 Prozent die billigeren Kopien. (APA)