e-fundresearch: Klaus Bockstaller, Manager des Eastern European Aktienfonds bei Baring Asset Management in London, wie beurteilen sie die aktuelle Marktsituation in der osteuropäischen Region? In welchen Ländern sehen sie derzeit Potential? Bockstaller: "Wir haben in Osteuropa im Moment zwei dominierende Investmentstories. Das ist zum einen die Konvergenz für die zentraleuropäischen Länder wie Ungarn, Polen und Tschechien. Zum anderen sehen wir seit dem Ende 1998 auch eine ganz starke wirtschaftliche Erholung in Russland. In Zentraleuropa gehen wir davon aus, dass diese Länder eine stabilen Konvergenzpfad eingeschlagen haben, den sie nicht mehr verlassen werden. Es besteht in diesen Ländern ausreichend politischer Konsensus dies zu tun und dafür gibt es handfeste Gründe, nämlich Mittelflüsse von Westeuropa nach Osteuropa. Es handelt sich insgesamt um einen Betrag von etwa 70 Mrd. Euro den diese Länder erwarten dürfen, über einen Zeitraum von etwa vier bis sechs Jahren. Um das besser einordnen zu können: Im Moment haben wir ein kumuliertes BIP in diesen Ländern von 220 Mrd. Euro. Sie sehen, es handelt sich um 30 % des kumulierten BIP und das sollte einen ganz deutlichen Impuls für die mittel- und langfristige wirtschaftliche Entwicklung setzten. Wir sehen jetzt schon, dass sich die Inflationsraten in Osteuropa und somit auch die Zinssätze reduzieren. Das wir sich positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken und dafür sorgen, dass die Kurs/Gewinn Verhältnisse steigen. Außerdem sehen wir eine sehr rege Auslandsinvestitionstätigkeit. Je stärker der konjunkturelle Einbruch in Westeuropa ist, desto mehr werden westeuropäische Unternehmen gezwungen Kosten zu reduzieren und ihre Produktion zu outzusourcen." e-fundresearch: Als zweite große Investmentstory haben Sie Russland angedeutet. Was gefällt ihnen an diesem Markt? Bockstaller: "Wir sehen seit Ende 1998 eine starke Erholung, die von einer starken Währungsabwertung ausging. Importe wurden dadurch substituiert und exportorientierte Unternehmen wurden sehr profitabel, da die Kostenbasis in Rubel denominiert ist, während die Einnahmen in Hartwährung erfolgen. Das Wachstum hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf alle Sektoren ausgeweitet, so sehen wir in vielen Wirtschaftsbereichen ein Produktionswachstum von 10 Prozent. Das reale BIP wird in Russland heuer etwa um 4 Prozent wachsen. Daneben sehen wir starke Reformtätigkeit. Im Moment sprechen wir von einer Landreform, welche Privatbesitz von Land und Gebäuden ermöglicht, sowie einer Steuerreform. Russland ist für Aktienanleger vor allem aufgrund der günstigen Bewertungen interessant. Wir sehen im Ölbereich, für russische Öl Bluechips, Kurs/Gewinn Verhältnisse von 2,5 bis 4. Auch im Umfeld eines abschwächenden Ölpreises sollten diese Firmen sehr profitable bleiben. Die Gewinnschwelle liegt bei einem Ölpreis zwischen 12 und 15 USD." e-fundresearch: Wie beurteilen sie die Attraktivität der osteuropäischen Region im Vergleich zu anderen Anlageregionen? Bockstaller: "Diese Märkte können sich natürlich dam globalen Umfeld nicht vollständig entziehen. Auf der anderen Seite hat Osteuropa dieses Jahr als Region deutlich outperformt. Vor allem der russische Markt war einer der ertragreichsten Märkte weltweit. Trotzdem sind die Bewertungsniveaus wie beschrieben noch extrem günstig. Ich gehe davon aus, dass Osteuropa die westlichen Märkte weiterhin outperformen wird."