Graz - Den Stein, den der Fürstenfelder FPÖ-Obmann Harald Fischl gegen die Führung der steirischen FPÖ ins Rollen gebracht hat, löst offenbar gründliche Erosionen aus: Am Dienstag gab der ehemalige steirische Parteiobmann Ludwig Rader seinen Austritt aus der "derzeitigen steirischen FPÖ" bekannt. Die Begründung dafür lautet u.a., "die Partei, der ich vor genau 30 Jahren beigetreten bin, ist längst nicht mehr erkennbar". Für die Landesgruppe hat Rader wenig Freundliches parat: "Heute packelt die steirische FPÖ-Führung ebenso unverschämt wie tolpatschig und ist nicht einmal fähig, das wenigstens notdürftig zu kaschieren". In einer Mitteilung an FPÖ-Bundesgeschäftsführer Markus Mitterrutzner werden von Rader viele Gründe für den Parteiaustritt angeführt: "Ich bin einer Partei beigetreten, die den einzelnen Bürger gegen die Allmacht des Staates zu verteidigen versprach. Heute stellt die FPÖ einen Justizminister, der unwidersprochen sagen darf, man solle 'das Grundrechtsdenken nicht übertreiben' und will alle anständigen Bürger der politischen Show wegen wie Verbrecher behandeln (Fingerprints)". Weiters heißt es: "Ich bin einer Partei beigetreten, die mit aller Kraft nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die politische Integration Europas voranzutreiben versprach. Heute tut die FPÖ alles, um die Menschen gegen die Europäische Integration aufzuhetzen und ist nicht einmal ehrlich genug, das offen zuzugeben". "Tolpatschiges Packeln" An die Adresse der steirischen Führung heißt es, u.a. wegen des "unverschämten" und "tolpatschigen Packelns", "böse Zungen behaupten, die Parteibuchwirtschaft sei durch die Günstlingswirtschaft abgelöst worden. Ich befürchte, die derzeitigen Akteure kennen nicht einmal den Unterschied". Auf eine "politische Begründung" seines Austritts, so Rader, habe er verzichtet, "die augenblickliche steirische Parteiführung hätte sie ohnehin nicht verstanden. Ihr Fürstenfelder Kritiker - wohl nicht mehr als ein Bote, den man im Fall eines Misserfolges nie beauftragt haben wird - allerdings auch nicht", schreibt Rader in Richtung Harald Fischl. Zumindest einen ganz persönlichen Hintergrund dürfte der Schritt des Parteiaustritts wohl haben: Rader - Abteilungsvorstand für die Europa-Agenden in der Steiermärkischen Landesregierung und Chef des Brüsseler "Steiermark-Hauses" - hat in diesen Tagen durch die neue Geschäftseinteilung einen neuen Chef vorgesetzt bekommen: Mit der Bestellung von Karl-Heinz Feil (durch die ÖVP) waren alle Hoffnungen begraben, selbst ganz an die Spitze zu kommen. Die Unterstützung von FPÖ-Chef Leopold Schöggl für diese Ambitionen war enden wollend gewesen. Schöggl "bedauert", aber Verständnis fehlt Der steirische FPÖ-Landesparteiobmann meinte, er nehme den Austritt Ludwig Raders "mit Bedauern" zur Kenntnis. Allerdings könne er diesen Schritt "nicht nachvollziehen": Dass Rader einen neuen Vorgesetzten bekommen habe, sei "kein triftiger Grund", die Parteimitgliedschaft aufzukündigen. Schöggl meinte auch, er habe Rader "der ÖVP für diese Funktion vorgeschlagen, doch die ÖVP hat sich für einen anderen Kandidaten entschieden.". "Diese Abteilung untersteht Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und es ist verständlich, dass die politische Verantwortung mit der Personalhoheit Hand in Hand geht", ließ Schöggl mitteilen. "Wenn jedes Mitglied aus einer Partei austritt, wenn es nicht einen gut bezahlten Job erhält, so würde keine Partei über ein einziges Mitglied mehr verfügen", so die Interpretation des Parteichefs. Zu "erwähnen" sei für ihn auch, so der Parteichef, dass "Rader seinerzeit mit massiver Unterstützung der FPÖ zum Hofrat und gut dotierten Chef der Europaabteilung des Landes und zum Leiter des 'Steiermark-Hauses' in Brüssel gemacht wurde", obwohl Rader innerhalb der Partei nicht unumstritten gewesen sei: So habe er "des öfteren die Parteilinie der FPÖ verlassen, wie etwa in der Europa-Politik".(APA)