Wien - Die offizielle Diktion lautet "Umstrukturierung". Betroffene und Personalvertreter im Sozialministerium sprechen indes von "Umfärbelung". Die von Sozialminister Herbert Haupt (FP) geplante "Umstrukturierung und Änderung der Geschäftseinteilung" sorgt für erheblichen Unmut im Ministerium. Immer lauter werden Vorwürfe, Haupt wolle lang gediente, der SPÖ zugeordnete Spitzenbeamte loswerden und durch parteinahe Mitarbeiter ersetzen. Bis kommenden Freitag soll ein von Haupt am 8. November installiertes Projektleitungsteam eine neue Geschäftseinteilung erarbeiten. In dem dem STANDARD vorliegenden Schreiben formulierte Haupt sehr konkrete "Aufträge" an das Dreierteam, das vom Chef der Sektion VII (Gesundheitsökonomie), Harald Gaugg, geleitet wird. SP-Dissident als Leiter Dieser kann auf eine insofern bemerkenswerte politische Biografie verweisen, als er jahrelang unter SPÖ-Gesundheitsministern (Michael Ausserwinkler, Christa Krammer) tätig war, aber am letzten Amtstag von Lore Hostasch aus der SPÖ ausgetreten ist. Gerade unter einem FPÖ-Minister könnte Gaugg den Karriereschritt zum Leiter der Präsidialsektion machen. In der einflussreichen Sektion II, zuständig für die gesamte Pensions-, Unfall- und Krankenversicherung inklusive Aufsicht über den Hauptverband der Sozialversicherungsträger mit einem Bugdet von über 400 Milliarden Schiling, soll der bisherige Leiter, Friedrich Wirth, in Pension gehen. Dem nahe liegenden Aufrücken seines Stellvertreters Walter Pöltner dürfte nicht nur dessen Herkunft aus der Arbeiterkammer hinderlich sein. Die ÖVP möchte Manfred Gründler, Exvizepräsident des Hauptverbandes, der zudem in einen Arbeitsgerichtsprozess mit der Wirtschaftskammer verwickelt ist, als Sektionschef sehen. Sektion V (Familie, Senioren) und Sektion VI (Jugend, Männer, Familienpolitik) sollen zusammengelegt werden. Als Favoritin für die Sektionsleitung gilt Elisabeth Ziegler, derzeit Referentin im Büro von Minister Haupt. Sektion VIII (Gesundheitswesen) soll mit Sektion IX (Verbrauchergesundheit, Veterinärwesen) fusioniert werden. Aussichtsreiche Kandidaten sind der Büroleiter von Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck, Hubert Hrabcik (er könnte auch Geschäftsführer im Hauptverband werden), oder Franz Pietsch aus dem Projektleitungsteam. Eigennützige Gerüchte Konfrontiert mit den Unmutsäußerungen aus dem Ministerium meinte der Sprecher von Haupt, Gerald Grosz, er sehe "bei Gott kein Hinausdrängen irgendwelcher Beamten. Der Minister ist mit seinen Beamten sehr zufrieden und die Beamten stehen voll hinter ihm. Solche Gerüchte werden meist aus Eigennutz gestreut." Auch die Personalvertretung sei eingebunden. "Das stimmt nicht", entgegnet der sozialdemokratische Personalvertreter im Ministerium und Vorsitzende der Bundessektion Arbeit, Soziales, Gesundheit, Stefan Seebauer. Er erwartet "eine kräftige Umfärbelung". Änderungen seien nur auf einer "sehr theoretischen Ebene besprochen worden, es ist zwar ein Personalvertreter dabeigesessen, aber kein einziges Personalvertretungsgremium ist befasst worden". Die "Brutalität und Kaltschnäuzigkeit, mit der hier mit Beamten umgegangen wird, war früher nicht Usus". (DER STANDARD Print-Ausgabe, 13.11.2001)