"Die Lehre der Kirche betreffend Homosexualität ist eindeutig", bekräftigt der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari die Ablehnung der Forderung der Katholischen Männerbewegung nach Segnung homosexueller Paare. Das Gespräch führte Peter Mayr. STANDARD: Sie haben für einen sensiblen Umgang der Kirche mit Homosexuellen plädiert. Gibt es irgendein Anzeichen bei Ihren Kollegen, dass hier etwas in Bewegung kommt? Kapellari: "Sensibel" heißt nicht, dass wir keine Grenzen ziehen dürfen. Die Lehre der Kirche betreffend Homosexualität ist eindeutig. Es gibt keine Sonderlehre für Österreich. Die Eckdaten sind: Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden. Wir sehen uns aber außerstande, ihre Beziehungen zu segnen und wehren uns gegen alle Tendenzen zu deren Gleichstellung mit der Verbindung von Mann und Frau, dies - so glauben wir - auch im Interesse der Zukunft des Prinzips Familie in unserer Gesellschaft. STANDARD: Die Äußerungen des St. Pöltner Bischofs Kurt Krenn zu diesem Thema sind aber nicht gerade sensibel . . . Kapellari: Jeder Bischof kann und soll sich selbst kommentieren. STANDARD: Die Bischöfe wollen den Homosexuellen-Paragraphen nicht nur beibehalten. Sie wollen auch das Schutzalter für heterosexuelle Kontakte anheben. Wird hier nicht fälschlich Jugendschutz mit der Rechtsstellung Homosexueller vermischt? Kapellari: Hier geht es nicht um eine Vermischung, sondern um ein möglichst umfassendes Ensemble von Jugendschutzmaßnahmen, die immer noch verbessert werden können. STANDARD: Die Katholische Männerbewegung hat sich für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ausgesprochen - ganz gegen die offizielle Linie. Muss die Männerbewegung jetzt mit Konsequenzen rechnen? Kapellari: Es haben nur einige Verantwortliche so gesprochen. Von der Basis und den Diözesen kam viel Protest dagegen. In der Bewegung selbst ist ein Prozess der Klärung im Gange. STANDARD: Die Führung der Männerbewegung ist aber nach wie vor im Amt. Kapellari: Es geht nicht um ein Köpferollen. Aber Verantwortliche, die wichtige Lehraussagen der Kirche nicht mittragen können, sollten ehrliche Konsequenzen ziehen. STANDARD: Sie wurden heftig kritisiert, als Sie sich in einer Predigt bei den Frauen für die unbedankte Arbeit des "Putzens und Kochens" bedankten. Ist das Ihr Frauenbild? Kapellari: Da bin ich völlig missverstanden worden. Der Satz wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Es war böswillig oder ignorant, mir zu unterstellen, ich würde Frauen zurück an den Herd schicken wollen. Arbeit für die Familie ist aber auch ein Beruf, den man bedanken muss. STANDARD: Und die Rolle der Frau in der Kirche? Kapellari: Frauen tragen und beseelen die Kirche in einem gewaltigen Maß. Eine Grenze gibt es bei der Priester- und Diakonatweihe. Weltweit leben katholische Frauen damit ziemlich konfliktfrei, nicht aber im deutschsprachigen Raum. Man sollte aber nicht vergessen, dass es innerhalb gegebener Grenzen viele noch mehr zu nutzende Möglichkeiten zur Gestaltung gibt. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 12.11. 2001)