Wien - Der letzte Mieter - der Autohandelskonzern Denzel AG - ist vom Areal neben der Shopping City Süd (SCS) in Wien-Vösendorf ausgezogen. Schon zuvor gab es einige Konkurse - etwa jenen der Kfz-Handelsfirma D. Freytag. Das einzige Unternehmen, das unmittelbar neben dem größten Einkaufszentrum Österreichs noch Handel mit Kraftfahrzeugen treibt, ist Mercedes-Benz/Smart Wiesenthal, das unlängst die Kaufoption auf den Grund gezogen hat. "Wir schreiben auch schwarze Zahlen", sagt Wiesenthal-Geschäftsführer Alexander Martinowsky im S TANDARD -Gespräch. Der Rest ist eine Geisterstadt, von allen mehr oder weniger guten Mietern verlassen. Aber: Die Motorcity ist tot, es lebe die Motorcity: "Wir fangen jetzt wieder bei null an, aber mit einem neuen Konzept", so Max Derflinger, Leiter der Motorcity, "wir suchen einen Gesamtbetreiber." Dieser könnte mehrere Automarken in getrennten Bauwerken präsentieren, könnte aber die Verwaltung zentralisieren, so das Argument des Eigentümer der Fläche, der SCS-Holding. Erste Verhandlungen mit potenziellen Gesamtbetreibern seien schon gestartet worden, sagt Maurizio Totta, Vorstandschef der SCS und Schwiegersohn vom Gründer Hans Dujsik. "Die Frage ist, warum gehen die Geschäfte in der SCS alle gut, von der Stecknadel bis zum Fertigteilhaus, nur nicht der Autohandel", so Totta im S TANDARD -Gespräch weiter. Eine Teilantwort auf die Frage gibt er so: "Wir sind von den Beharrungstendenzen der heimischen Autobranche überrascht worden." Starke Marken Die SCS konnte es seit dem viel beachteten Projektstart Mitte der 90er-Jahre nicht schaffen, wirklich marktanteilsstarke Marken - allen voran die VW-Gruppe, die österreichweit ein Drittel des Marktes beherrscht - für eine Ansiedelung in der Autostadt zu begeistern. Europas Pkw-Handel ist wettbewerbsmäßig durch die so genannte Gruppenfreistellungsverordnung geregelt, diese erlaubt unter anderem Gebietsschutz. Die Motorcity passte nicht in die Pläne der heimischen Importeure. Die Porsche-Organisation hat einen Steinwurf entfernt, in Liesing, ihren größten eigenen Betrieb, wo VW, Audi, Seat, Skoda und Porsche großflächig angepriesen werden. Doch Totta räumt erstmals auch Alternativszenarien für das Areal ein: "Sollte wider Erwarten die Umsetzung mit einem Gesamtbetreiber nicht funktionieren, wird es andere Nutzungen geben. Ein Umbau wäre aber nötig, denn die Gebäude sind als Autohäuser konzipiert. Und Kfz-Handel fehlt eben noch in der SCS." Die ehemaligen Mieter sparen nicht mit Kritik am SCS-Management: "Der Betreiber hat Zusicherungen nicht erfüllt", sagt Günther Sieber, Alleinvorstand der Denzel AG, "weder bei der Verkehrsführung in die Motorcity noch bei der werblichen Unterstützung." Sieber verhandelte nach Vertragsablauf über eine neue Miethöhe, doch die SCS gab sich hart, worauf Denzel - ohnehin stark unter Druck wegen der sich abschwächenden Autokonjunktur - mit dem Fiat/Alfa Romeo/Lancia-Betrieb auszog. Totta zu den Vorwürfen: "Wir äußern uns prinzipiell über unsere Mieter nur positiv, wenn wir nichts positives sagen können, sagen wir lieber gar nichts." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 12.11.2001)