Washington/Islamabad/Rom - Zu schnelle Gebiets-Erfolge der Nordallianz kommen den USA ungelegen. Am Rande der UNO-Vollversammlung in New York sprach sich US-Präsident George W. Bush mit aller Deutlichkeit gegen ein Vorrücken der Oppositionstruppen nach Kabul aus. Der US-Präsident will die afghanische Hauptstadt freihalten, um nach dem erhofften Fall der Taliban eine tragfähige Regierung im Land aufzubauen. Deutscher Außenminister warnt vor Einnahme Kabuls durch Nordallianz Auch der deutsche Außenminister Joschka Fischer hat vor einem übereilten Vorrücken der afghanischen Nordallianz nach Kabul gewarnt. Ebenso wie US-Präsident George W. Bush wandte sich Fischer, der sich derzeit zur Teilnahme an der UNO-Generalversammlung in New York aufhält, am Montag im Deutschlandfunk gegen einen Einmarsch. Die künftige Regierung Afghanistans müsse die ethnische Vielfalt des Landes widerspiegeln und von der Bevölkerung angenommen werden, betonte der deutsche Außenminister. In der Nordallianz sind in erster Linie ethnische Minderheiten repräsentiert, nicht aber das Mehrheitsvolk der Paschtunen. Die von der Nordallianz getragene Regierung des Präsidenten Burhanuddin Rabbani hat den afghanischen UNO-Sitz inne. "Vorstellungen, die Nordallianz könnte eine Regierung einsetzen und dann Verhandlungen führen, würden Entwicklungen nach sich ziehen, die alles andere als positiv wären", sagte Fischer. Die wesentlichen Elemente für einen Wiederaufbau des Landes seien in einer breiten Grundlage zu finden. Innerafghanische Kräfte müssten gestärkt werden, um in Verbindung mit den Vereinten Nationen und finanziellen Hilfen durch die USA und die EU den Wiederaufbau des Landes zu sichern. Ex-König warnt vor Konfrontationen Ein Berater des afghanischen Ex-Königs Mohammed Zahir Schah warnte unterdessen die Nordallianz vor einem Einmarsch in Kabul. "Wir befürchten, wenn sie (die Nordallianz) Kabul erobert, werden andere Kräfte und Fraktionen aus dem Süden ebenfalls einmarschieren und dann kann es zu Konfrontationen kommen", sagte Abdul Sattar Sirat in Rom. Der Ex-König könnte eine Integrationsfigur einer breit angelegten Regierung nach einem Sturz der Taliban sein. Nordallianz-"Außenminister" Abdullah Abdullah sagte in Dschabal-us-Saradsch, es wäre zwar besser, zunächst ein breites politisches Bündnis zu schmieden, ehe Kabul erobert werde. Falls sich in Kabul jedoch ein politisches Vakuum ergeben sollte, sehe dies anders aus. In jedem Fall würde die Allianz zunächst die internationale Gemeinschaft konsultieren. Abdullah sagte weiter, die USA ließen sich von Pakistan falsch informieren, wenn sie glaubten, die Nordallianz habe in Kabul keine Unterstützung. Dort seien Tausende verhaftet worden, weil sie gegen die Taliban seien. (APA/Reuters/red)