Paris - Frankreichs Rechtsextremist Jean-Marie Le Pen, Präsident der "Front National"
(FN), ist überzeugt davon, dass die gegenwärtige Krise der Partei seines
Widersachers Bruno Megret, Chef der "Mouvement National Republicain" (MNR),
positive Auwirkungen auf seine Kandidatur bei der französischen Präsidentenwahl im
kommenden Frühjahr haben wird. Im Anschluss an eine FN-Parteiletungssitzung zum
Thema Präsidentenwahlkampf hat Le Pen alle "Enttäuschten" der Bewegung Megrets
dazu aufgefordert, sich der Front National anzuschließen
"MNR auf dem Weg der Auflösung
Die MNR "befindet sich auf dem Weg zur Auflösung, was bereits in Umfragen
vorhergesagt worden war", betonte Le Pen und fügte hinzu: "Man kann von seinen
Anhängern nicht verlangen, blind und heroisch zu sein." Der FN-Chef spielte damit auf
den Umstand an, dass zahlreiche MNR-Anhänger vergangene Woche von der Anfang
1999 gegründeten Bewegung Megrets ausgetreten sind. Im Oktober hatten sich
bereits in der Region von Lyon zahlreiche MNR-Anhänger von der Partei losgesagt.
Der ehemalige FN-Generaldelegierte Megret hatte die MNR gegründet, nachdem er in
Folge eines langen Führungsstreits mit Le Pen aus der "Front National" ausgetreten
war. Danach musste sich die neue rechtsextreme, fremdenfeindliche und EU-kritische
Partei allerdings mit sehr schwachen Wahlergebnissen begnügen. Bei der
Europawahl im Juni 1999 etwa erhielt sie nur 3,28 Prozent der Stimmen und daher
keinen Sitz im Straßburger Parlament.
Prognosen
Le Pen erklärte sich weiters überzeugt, im ersten Durchgang der
Präsidentenwahlkampfes "mindestens 15 Prozent der Stimmen" zu erhalten.
Zahlreiche Umfragen stellen den FN-Präsidenten gemeinsam mit dem
Linksnationalisten Jean-Pierre Chevenement ("Bürgerbewegung" MDC) als den
"dritten Mann" hinter dem amtiereden Präsidenten Jacques Chirac und seinem
sozialistischen Premier Lionel Jospin dar. Chevenement "wird sehr wahrscheinlich in
den nächsten Monaten wieder seien Platz einnehmen, jenen der Mouevement des
citoyens, mit etwa 5 Prozent der Wählerstimmen", kommentierte Le Pen die
Umfragenergebnisse.
Im Rahmen des Präsidentenwahlkampfes plant die Front National am 16. und 17.
Februar in Lyon einen nationalen Parteitag, auf den sechs "große
Wahlveranstaltungen" und fünf Kolloquien folgen werden. Auf dem Programm stehen
auch "ländliche Karawanen", die ganz Frankreich durchfahren und alässlich der
Schließung des Landwirtschaftssalons in Paris eintreffen werden. (APA)