Laut Bildungsministerium haben sich bis zum Stichtag 9. November exakt 188.541 (inklusive Kunstunis) zum Studium an einer österreichischen Universität angemeldet. Damit gibt es rund 46.000 Hörer weniger.

Allerdings herrscht derzeit eine geradezu babylonische Zahlenverwirrung. Die Universität Wien beispielsweise meldet einen Rückgang von 20,66 Prozent bei den Erstinskribenten, während das Ministerium lediglich minus 14,8 Prozent verzeichnet. Wieder andere Zahlen haben die Proponenten des Bildungsvolksbegehrens. Eine der Erklärungen dafür ist, dass das Bildungsressort lediglich die "ordentlichen Hörer" auflistet, während beispielsweise die Uni Wien auch die "außerordentlichen" dazuzählt. In dieser Gruppe gibt es besonders starke Einbrüche.

Bis Ende November ist eine Inskriptionsnachfrist vorgesehen. Allerdings müssen Studenten dafür tiefer in die Tasche greifen: 5500 statt 5000 S für das Semester.

Das Bildungsressort setzt auf Beschwichtigung: Im Vergleich zu den Nachbarstaaten habe Österreich im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen weiterhin die höchste Studierendenrate, sagte Ministerin Elisabeth Gehrer.

Die stärksten Verlierer sind die Universitäten Linz und Klagenfurt sowie das Mozarteum Salzburg. Linz hat minus 22,2 Prozent bei den Erstsemestrigen. Klagenfurt verliert 29,7 Prozent seiner gesamten Studentenschaft, das Mozarteum sogar 30,3 Prozent. Die Uni Graz wird mit minus 16,4 Prozent bei den Anfängern genannt, was mit den Meldungen aus Graz beinahe übereinstimmt. Die Gesamtzahl der Studierenden ist laut Rektor Lothar Zechlin um ungefähr ein Viertel zurückgegangen, was auf die Situation der Lehre aber kaum Auswirkungen nach sich ziehen werde: "Denn die Anzahl der Studierenden, die tatsächlich die Leistungen der Uni Graz in Anspruch nehmen, dürfte sich kaum verändert haben." Als besonders attraktiv hat sich das neue Bakkalaureatsstudium Biologie erwiesen. 66 Prozent aller Erstinskribenten in Graz sind übrigens Frauen.

Bundesweit ist dieser Trend sichtbar: Der Anteil der Frauen steigt weiter an, 58 Prozent der Erstzugelassenen sind weiblich. Einen Einbruch bei Studentinnenzahlen meldet lediglich die Universität Innsbruck (siehe unten). Weitere Ausnahmen sind die Wiener Uni für Bodenkultur sowie die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz - somit drei der 18 österreichischen hohen Schulen.

Ein Plus bei den Erstsemestrigenzahlen haben die Montanuni Leoben (laut Ministerium satte 26,5 Prozent) sowie die Wiener Bodenkultur. An der Boku selbst wird dies auf STANDARD-Nachfrage auf eine große Werbekampagne letzten Frühsommer mit Plakaten und Broschüren an den Schulen zurückgeführt. Auch die neue Website (www.boku.ac.at/boku4you) habe gute Zugriffsraten gehabt. Die Zahl der Erstsemestrigen ist auf 586 gestiegen. Im Vorjahr waren es 581.

Keine ernsthaften Veränderungen verzeichnet man an der Uni für angewandte Kunst in Wien. Was auch logisch ist: Aufgrund von Aufnahmeverfahren wird nur rund jeder zehnte Anwärter genommen. "Das ist ja auch ein Grund, warum man uns nicht immer in einen Topf mit den anderen Universitäten werfen sollte", merkt Rektor Gerald Bast an.

An der TU Wien geht die Zahl der Doktoratsstudenten "massiv" zurück, wie Vizerektor Gerhard Schimak dem S TANDARD berichtet. Einbrüche verzeichnet auch das Bauingenieurswesen. Bei den Neuanfängern eine positive Bilanz haben hingegen der Maschinenbau, die Elektrotechnik sowie die technische Mathematik. Schimak kritisiert, dass die vielen Teilzeitstudenten an der TU den vollen Studienbeitrag zahlen müssten. "Wer nur die Hälfte belegt, soll auch nur die Hälfte zahlen müssen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11. November 2001)