Wien - Verhalten optimistisch zeigen sich Fondsmanager in
ihren jüngsten Einschätzungen zu den US-Börsen. Der weiter negativen
Gewinnentwicklung der Unternehmen würde mittelfristig das günstige
Zinsumfeld entgegen stehen, so der Grundtenor der Fondsmanager. So
erwartet Sheryl Hempel, Fondsmanagerin des Credit Suisse Equity Fund
(Lux) USA, dass die Konjunkturschwäche bis zum ersten Quartal 2002
andauern wird. Die Terroranschläge vom 11. September haben eine
baldige Erholung der US-Konjunktur und der Unternehmensgewinne
zusätzlich verzögert, begründet die Expertin in einer aktuellen
Aussendung ihre Einschätzung. Auch die Bank Austria-Fondstochter
Capital Invest verweist in ihrem aktuellen Marktkommentar auf einige
unter den Erwartungen ausgefallene Unternehmensergebnisse.
Tiefpunkt im vierten Quartal
Der erwartete Tiefpunkt der Gewinnentwicklung dürfte sich auf das
vierte Quartal 2002 verschieben, so die Einschätzung von Sheryl
Hempel. Grund ist die Zurückhaltung der Verbraucher beim privaten
Konsum, die sich durch die massiv angestiegene Arbeitslosigkeit
weiter verschärfen wird. Auch wird nach Ansicht Hempels der in den
vergangenen Jahren bei den Unternehmen beobachtete Effekt, die
vorhandenen Budgets zum Jahresende vollständig auszuschöpfen, auf
Grund der Sparmaßnahmen und Kostensenkungsprogramme ausbleiben.
Positive Impulse durch Zinssenkungen
Positive Impulse für eine Belebung der Konjunktur sieht Hempel in
den aggressiven Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und den
staatlichen Konjunkturprogrammen. Diese dürften auf längere Sicht zu
einer deutlichen Erholung und steigenden Unternehmensgewinnen führen,
so die Einschätzung für der Credit Suisse-Fondsmanagerin.
Angesichts dieser Marktsituation habe Hempel ihren Fonds in den
letzten Monaten defensiv ausgerichtet. Auf Sektorenebene bevorzugt
Hempel derzeit nicht-zyklische Konsumwerte sowie Unternehmen, die in
der Vergangenheit negative Entwicklungen durchmachten und sich
derzeit durch interne Restrukturierungen neu am Markt positionieren.
Als Beispiele führt Hempel McDonalds, Gillette und Coca-Cola an.
Einen Großteil der Positionen in zyklischen Konsumwerten wie Wal-Mart
und Ford hat Hempel bereits Anfang August abgestoßen und dieses
Marktsegment stark untergewichtet.
Zurückhaltung bei Finanzdienstleistern
Zurückhaltend ist Hempel auch bei Finanzdienstleistern, da eine
große Anzahl von Problemkrediten die Gewinne der Banken schmälern und
der Bereich Investmentbanking derzeit Verluste bringe. Reduziert hat
Hempel auch ihre Positionen im Bereich Grundstoffe. Den
Technologieanteil beschränkt Hempel derzeit auf Unternehmen, die zu
den Marktführern zählen und über eine starke Marke oder Macht bei der
Preisgestaltung verfügen. Zugleich geht Hempel davon aus, dass von
einem möglichen Aufschwung des Technologiesektors vor allem
PC-Hersteller und Produzenten von Halbleitern profitieren werden.
Unternehmensergebnisse belasten
Die Bank Austria-Fondstochter Capital Invest führt in ihrem
aktuellen Fondskommentar vor allem einige unter den Erwartungen
ausgefallene Unternehmensergebnisse als Begründung für die
Marktschwäche an. Als Beispiel nennt die Capital Invest Time Warner
und das schwächere Wachstum ihrer AOL Division. Auch der
Pharmakonzern Merck kämpfe mit schwächerem Umsatzwachstum beim
Medikament Vioxx. "Alles in allem kann man aus dieser Reaktion sehen, dass für
Investoren weiterhin die derzeitigen Gewinnaussichten eine Rolle
spielen und, dass die schlechten Ergebnisse 2001 nicht komplett
ignoriert werden", so die Einschätzung der Capital Invest. Historisch
gesehen sei der Markt - insbesondere der Technologiesektor - noch
immer hoch bewertet.
Einstieg günstig
Angesichts des historisch niedrigen Zins- und Inflationsniveaus
sei der Zeitpunkt für Einstiege in US-Aktien aber durchaus günstig.
Das Geldmengenwachstum und das von der Regierung Bush eingeleitete
Konjunkturprogramm sollten in Kombination mit den niedrigen
Energiepreisen die Wirtschaft wieder ankurbeln, geben sich die
Capital Invest-Experten optimistisch. Die stärkste Branchengewichtung
weist der Capital Invest-Fonds "America Stock" mit einem
Portefeuilleanteil von über 15 Prozent derzeit in den Sektoren
Technologie, Gesundheitswesen und Finanz auf. (APA)