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Ex-ÖBB-Chef Draxler bei RHI
RHI derzeit meist gehandelte Aktie
Wien - Nach der Nichtverlängerung seines Vorstandsvertrags
bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), gegen die er zäh, aber
letztlich vergeblich, angekämpft hatte, wurde Helmut Draxler (51)
gestern Donnerstag überraschend zum angeschlagenen Feuerfest- und
Baustoffkonzern RHI geholt. Derzeit baut Draxler noch ein
Cargo-Joint-Venture der Deutschen Bahn (DB) und der Französischen
Bahn (SNCF) auf und soll am 14. Jänner 2002 seine neue Funktion am
Wienerberg antreten. Die Bestellung Draxlers hat dem Vernehmen nach
RHI-Aufsichtsratspräsident Walter Ressler betrieben.RHI-Kurs derweil steigend
Bei RHI wartet auf Draxler eine harte Aufgabe. Er muss, was sein
Vorgänger Georg Obermeier vergeblich versucht hat, in die Tat
umsetzen, nämlich dem börsenotierten RHI-Konzern bei den Anlegern
wieder Vertrauen zu verschaffen, nachdem der Kurs heuer von 20 auf
einen historischen Tiefststand von rund 5 Euro eingebrochen war.
Heute Freitag setzte RHI seine Aufwärtsrallye fort, der Kurs stieg
bis knapp vor Mittag um 31,54 Prozent auf 8,55 vom gestrigen
Schlusskurs 6,50. Mit 184.778 gehandelten Stück war RHI heute bis
dahin die meistgehandelte Wiener Aktie.
Draxler habe nach eigenen Angaben Produktivität bei ÖBB gesteigert
In seiner achtjährigen Tätigkeit als Generaldirektor der ÖBB,
wohin er 1993 vom damaligen SP-Verkehrsminister Viktor Klima geholt
worden war, war Draxler nicht mit der Pflege von Börsekursen
konfrontiert, sondern vielmehr mit dem Widerstand der
Eisenbahnergewerkschaft bei seiner Aufgabe, die Bahn zu sanieren.
Draxler, der als Meister der Zahlen gilt und dies in
Bilanzpressekonferenzen der ÖBB stets zum Ausdruck brachte, hat in
seiner Laufbahn bei den ÖBB die Produktivität je Mitarbeiter nach
eigenen Angaben um 66 Prozent gesteigert. Das gelang einerseits mit
einer deutlichen Steigerung der Betriebsleistung im Cargo-Bereich -
der Personenverkehr trat dagegen eher auf der Stelle - in Verbindung
mit einem Personalabbau um rund 15.000 auf zuletzt rund 49.000
Mitarbeiter. Den Schuldenstand des ÖBB-Absatzbereichs, der zur
Eröffnungsbilanz 1994 rund 16,5 Mrd. S betrug, baute Draxler bis Ende
2000 auf 9,9 Mrd. S ab.
Im Meinungsstreit mit ÖVP und Verkehrsministerin Forstinger nicht durchgesetzt
Seine weiterreichenden Pläne - den Ausbau des Immobiliensektors
oder die Bahnhofsoffensive konnte Draxler nicht mehr umsetzen. Die
Bahnhofsoffensive wurde von Verkehrsministerin Monika Forstinger um
mehrere Milliarden zusammengestrichen. Auch hinsichtlich des
Infrastrukturausbaus kam Draxler mit den Zielsetzungen der
Verkehrspolitik ins Gehege. Er sprach sich dezidiert gegen einen
vorrangigen Bau der Koralmbahn und der Unterinntalbahn aus und
plädierte statt dessen dafür, die begrenzten Mittel in die
Beschleunigung der Westbahn zu stecken. Die von Draxler vorgelegten
Zukunftskonzepte für die ÖBB, welche die Produktivität der Bahn
weiter um ein Viertel steigern sollten, halfen nicht für eine
Verlängerung seines Vorstandsvertrags. Draxler hatte sich stets
dezidiert gegen eine Teilung der ÖBB in eine Infrastruktur- und eine
Absatzgesellschaft ausgesprochen und sah sich damit im Meinungsstreit
vor allem mit der ÖVP.
Helmut Draxler wurde 1950 in Linz geboren und schloss 1976 das
Studium der technischen Chemie an der TU Wien mit dem Diplom ab. Nach
einem einjährigen Studienaufenthalt in den USA wurde Draxler 1980 zum
Doktor der Technik promoviert. Ende 1980 wurde er in die
Energieverwertungsagentur in Wien berufen, 1984 wurde Draxler
Geschäftsführer der Krankenhausberatungsagentur (KBA) in Wien. 1989
wurde er als Generaldirektor zu den Linzer Elektrizitäts- und
Verkehrsbetrieben (ESG) geholt, von wo er im Juni 1993 als
Generaldirektor zu den ÖBB wechselte. (APA)