Innsbruck - Nach dem Zusammenstoß zweier Züge auf der Tiroler Außerfernbahn vom Freitag, bei dem sechs Personen zum Teil schwer verletzt worden sind, hat die Eisenbahngewerkschaft heftige Kritik an Verkehrsministerin Monika Forstinger (F) und dem Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner (V) geäußert. Beide Politiker seien "mitschuldig an den chaotischen Rahmenbedingungen", unter denen es zu dem Zugunglück in Tirol gekommen sei, sagte der Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft, Wilhelm Haberzettl. Die Kollision sei eine "Folge des fahrlässigen Verhaltens des Verkehrsministeriums und des Landes Tirol in der nicht geklärten Frage der Konzessionsvergabe im österreichischen Eisenbahnwesen", betonte Haberzettl in einer Aussendung. Der Regionalzug der Deutschen Bahn (DB) hätte "gar nicht auf dem österreichischen Schienennetz fahren dürfen". "Gemäß den EU-Richtlinien und den österreichischen Eisenbahngesetzen sind Dienstleistungen im Eisenbahnverkehr nur mit einer österreichischen Bahnkonzession zulässig, die die DB-Regionalbahn auf der Außerfernbahn nicht besitzt", sagte der Vorsitzende. Die DB habe im vergangenen Februar den Fahrbetrieb auf der Außerfernbahn "auf Druck" Weingartners "und ohne gesetzliche Grundlage" aufgenommen, erklärte Haberzettl. Die Bundesarbeitskammer (BAK) habe laut Haberzettl erst am 24. Oktober diesen Jahres Forstinger in einem Schreiben "auf die Mängel in der österreichischen Gesetzgebung im Zusammenhang mit der Liberalisierung im Eisenbahnwesen aufmerksam gemacht". Aus Sicht der BAK fehle für die Öffnung des österreichischen Schienennetzes "eine Reihe von dringend notwendigen Regelungen". Demnach mangle es unter anderem "an allgemein gültigen Ausbildungs- und Sicherheitsstandards für Beschäftigte und Betriebsleiter privater Eisenbahnverkehrsunternehmen", habe es damals in dem Schreiben geheißen. Das Unglück hatte sich am Freitag gegen 11.00 Uhr ereignet, als der deutsche Personenzug mit dem Tiroler Güterzug nahe dem Bahnhof Bichlbach (Bezirk Reutte) zusammenstieß. Dabei wurden ein 46-jähriger Fahrgast aus Lechaschau und ein 38-jähriger deutscher Lokführer schwer und vier weitere Personen leicht verletzt. Wie die Gendarmerie mitteilte, sei der deutsche Zug nach telefonischer Vorausmeldung an den Bahnhof Bichlbach abgefahren und dort planmäßig angekommen. Einer 22-jährigen Zugbegleiterin sei indes vom ÖBB-Geschäftsführer des Bahnhofs mitgeteilt worden, dass die Weiterfahrt unmöglich sei, da der Güterzug entgegen kommen werde. Obwohl die Weiterfahrt nicht freigegeben worden sei, habe der Personenzug den Bahnhof verlassen. Versuche, Verbindung mit dem abfahrenden und dem entgegenkommenden Zug aufzunehmen, seien gescheitert. (APA)