Technik
Asbestkiller Gewürznelke
Italienische Chemiker neutralisieren hochgiftige Fasern mittels eines Nelkenextraktes
London/Turin - Italienische Chemiker
haben ein neues Einsatzgebiet für
Gewürznelken gefunden. Die
Forscher neutralisierten
Asbestfasern mittels eines
Nelkenextraktes. Kam die Flüssigkeit
mit der Asbestoberfläche in
Berührung, verhärtete sich das
mineralische faserartige Material zu
einem ligninartigen Polymer. Lignin
ist ein wesentlicher Bestandteil von
Holz. Die gefährlichen Fasern
wurden in das Polymer eingebettet
und konnten nicht mehr in die Luft
entweichen, wie New Scientist
berichtet.
Die Chemikerin Bice Fubin von der Abteilung für anorganische Chemie der
Universität von Turin
verwendete eine Mischung von Wasserstoffperoxid und Eugenol. Eugenol ist
eine Aromakomponente der Gewürznelken (Eugenia caryophyllata). Die
Wirkstoffkombination wirkte bei Krokydolith (blauer Asbest). Krokydolith gilt
als die gefährlichste Form des Minerals. Die Forscher sind überzeugt, dass
Eugenol auch bei weißem und braunem Asbest wirkt. Als zusätzlichen
Mehrwert sieht Fubin, dass das Polymer auch so genannte freie Radikale
vernichtet. Freie Radikale sind hochaktive Substanzen, die das Erbmaterial
schädigen und zu Krebs führen können.
Wie Fubini in der Online-Ausgabe von
Chemical Communication
schreibt, blieb das Polymer während des Versuchs stabil.
"Es ist mitunter möglich, das Polymer ohne Gefahr für den Menschen zu
vergraben oder es auch am Einsatzort wie Gebäuden zu belassen. Die
absolute Sicherheit muss aber erst untersucht werden", erklärte Fubini. Das
Team hofft nun auf die Unterstützung von Unternehmen, um die Idee zu
vermarkten und die bestmögliche Anwendungsform zu finden. In der Praxis
sei ein Eugenolextrakt oder ein synthetisches Produkt möglich.
Asbest wurde in der Vergangenheit fast universell eingesetzt. Da das Mineral
nicht brennt, Wärme und Schall schlecht leitet, wurde es vielfach zur
Isolierung von Rohren, Heizungen und Elektrogeräten sowie als Asbestzement
in sehr vielen Gebäuden verwendet. Obwohl die Verwendung von Asbest sehr
stark eingeschränkt wurde, bereitet der berufliche Kontakt im Rahmen von
Sanierungen und die unbemerkte Aufnahme von Fasern durch die
Verwitterung von Asbest Probleme. Bei der Verwitterung spalten sich Fasern
ab, die staubfein sind und eingeatmet werden können. Personen, die mit
Asbest in Kontakt kamen, haben nach rund zehn Jahren ein ansteigendes
Risiko, an einer Asbestose zu erkranken. Bei der chronischen Lungenkrankheit
verhärten sich die elastischen Lungengewebe als Reaktion auf den Reiz der
Fasern und den daraus resultierenden Entzündungen.(pte)