Pensionen
Antrittsalter für Frauen erneut in Diskussion
Minister Grasser und Pensionsexperte Kohmaier für Angleichung - Opposition winkt ab
Wien - Das um fünf Jahre niedrige Pensionsantrittsalter der
Frauen im Vergleich zu den Männern ist wieder in Diskussion geraten.
Franz Kohmaier, Mitglied der von der Regierung eingesetzten
Pensionskommission, hat sich in der Donnerstag-Ausgabe der "Presse"
dafür ausgesprochen, die Angleichung "weitaus" früher als beschlossen
vorzunehmen. Die ÖGB-Frauen lehnen dies entschieden ab.
Das unterschiedliche Pensionsantrittsalter von Männern und Frauen
ist bis 2018 verfassungsrechtlich verankert. Erst danach sieht das
1992 beschlossene Gleichbehandlungspaket eine schrittweise Anhebung
des Frauenpensionsalters vor. Zuerst sollten die ökonomischen
Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern beseitigt werden.
ÖGB winkt ab
Die von Kohmaier nun geforderte vorzeitige Angleichung lehnte
ÖGB-Frauenvorsitzende und Vizepräsidenten Renate Csörgits in einer
Aussendung entschieden ab: "Solange die geschlechtsspezifische
Einkommensschere um mehr als ein Drittel auseinander klafft, lehnen
wir einen derartige Forderung entschieden ab." Von einer aktiven
Gleichstellungspolitik merkt Csörgits "weit und breit nichts. Im
Gegenteil, ich stelle nur Rückschritte fest".
Grasser für einheitliches Pensionsrecht
Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) hat sich für
ein einziges Pensionsrecht in Österreich ausgesprochen. Sein Plädoyer
machte er am Mittwochabend bei einer Euro-Vortragsveranstaltung vor
Medizinern daran fest, dass viele Beamte einen Wechsel in höher
bezahlte Jobs in die Privatwirtschaft ablehnten, da sie in der Folge
Millionen an Pensionen verlieren würden. Das um fünf Jahre niedrigere
Pensionsantrittsalter der Frauen im Vergleich zu den Männern ist für
Grasser "nicht einzusehen", weil Frauen ja auch länger lebten.
Experten hatten erst vor wenigen Tagen bei einem
Gesundheitskongress festgehalten, dass die Lebenserwartung von
Männern heute um ein halbes Jahrzehnt unter dem der Frauen liegt.
"Die nächste Pensionsreform kommt bestimmt", bekräftigte Grasser,
wobei Österreich hier eine "grundsätzliche" Reform brauche. Die
"Abfertigung neu" sei in der Pensionsfinanzierung ein wesentlicher
Schritt, das System auf neue Beine zu stellen. "In meiner Generation
verlässt sich niemand mehr darauf, dass er alles kriegen wird", so
Grasser. Dieser Reformbedarf sei freilich nicht österreichspezifisch,
sondern betreffe praktisch den ganzen EU-Raum. "Man muss das angehen,
weil hier riesige Verpflichtungen für die Zukunft entstanden sind".
Im Zusammenhang mit forcierter Gesundheitsvorsorge hielt Grasser vor
der Mediziner-Veranstaltung fest, dass sich "Vorsorge zehn mal selbst
bezahlt".
Grüne und SPÖ gegen Anhebung
Die Grünen lehnen eine vorzeitige Anhebung des
Frauenpensionsalters entschieden ab. Dem Vorschlag des Sozialexperten
Franz Kohmaier "kann ich nicht folgen", sagte der Sozialsprecher Karl
Öllinger am Donnerstag. Für eine vorzeitige
Anhebung werde es keine Zustimmung der Grünen geben.
Öllinger verwies darauf, dass im 1992 beschlossenen
Gleichbehandlungspaket, das das unterschiedliche Pensionsalter bis
2018 verfassungsrechtlich verankert, ein Ausgleich der für Frauen
bestehenden Ungerechtigkeiten als Voraussetzung für die Anhebung
festgeschrieben worden sei. Diese Ungerechtigkeiten seien aber noch
keineswegs kompensiert.
Ebenso wie die Grünen lehnt auch die SPÖ eine
vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalteres entschieden ab. "Auch
wenn sich die Vertreter der Bundesregierung noch so sehr bemühen, die
Gleichstellung der Frauen herbeizureden, sie ist noch lange nicht
gegeben", sagte SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer am
Donnerstag in einer Aussendung. (APA)