"Was wir hier hatten", meinte der Politologe Doug Muzio vom New Yorker Baruch College, "waren zwei liberale Demokraten, die gegeneinander kandidierten. Einer davon stand zufällig auf der republikanischen Liste." Tatsächlich war der vielfache Millionär Michael Bloomberg bis vor kurzem Mitglied der demokratischen Partei, entschloss sich jedoch, zu den Republikanern überzutreten, da er dort größere Chancen für eine Zukunft als Bürgermeister von New York sah.

Noch immer ist er keineswegs auf republikanischer Linie. Er unterstützt das Recht der Frau auf Fristenlösung und die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen und ist sogar gegen die Todesstrafe - dieser Tage selbst unter Demokraten ein Tabu. Bei einer Wahlveranstaltung bezeichnete er sich, sehr zum Unbehagen des neben ihm stehenden republikanischen Gouverneurs des Staates New York, sogar als Liberalen - was unter Republikanern als eines der schlimmsten Schimpfwörter gilt.

Bloombergs Biografie auf seiner Website (mikeformayor. com) verschweigt verschämt, dass der designierte Bürgermeister von New York gar nicht im "Big Apple" geboren ist, sondern am 14. Februar 1942 in Medford, Massachusetts, einem kleinen Vorort von Boston, wo er als Sohn eines Buchhalters aufwuchs. Nach Absolvierung der beiden Eliteuniversitäten Johns Hopkins und Harvard begann er seine Karriere bei der Börsenfirma Salomon Brothers, wo er 1981 mit einem "goldenen Handschlag" im Ausmaß von zehn Millionen Dollar verabschiedet wurde, die er sogleich in die Gründung seiner eigenen Firma investierte. Das Bloomberg-Imperium umfasst 8000 Angestellte, davon 2400 in New York, sein Vermögen wird auf vier Milliarden Schilling geschätzt.

Die Frage, warum ein so erfolgreicher Geschäftsmann sich ausgerechnet ein von den Amerikanern als "zweitschwierigster Job der Welt" bezeichnetes Amt ausgesucht hat - der schwierigste ist natürlich jener des Präsidenten der USA -, versucht ein Freund zu beantworten: "Er ist geradezu besessen von dem Bedürfnis, etwas zu machen, das nichts mit Geld zu tun hat." Die drei anderen Jobs, an denen er bisher Interesse gezeigt hat, waren US-Präsident, UNO-Generalsekretär und Vorsitzender der Weltbank.

Seine Ehe mit Susan Brown, der zwei Töchter entsprangen, scheiterte 1993, was Bloomberg wie folgt begründet: "Ich gehe gerne feiern." Keine Frage, dass Bloomberg sein Amt als Bürgermeister der "Hauptstadt der Welt" als einer der begehrtesten Junggesellen der Welt antreten wird. Als First Lady der Stadt könnte eine seiner Töchter fungieren oder aber seine 92-jährige Mutter, die er täglich vor Arbeitsbeginn anruft. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2001)