Wien - Polizisten sind oft die ersten, die in Krisensituationen mit psychisch Kranken zur Hilfe gerufen werden. Das richtige Verhalten in solchen oft mit Angst besetzten Situationen können Sicherheitswachebeamte in Wien in einem dreitägigen Praxisseminar erlernen. Und das mit Erfolg, wie Wiens Polizeipräsident Peter Stiedl gemeinsam mit Gesundheitsstadträin Elisabeth Pittermann (S) am Mittwoch in einer Pressekonferenz im psychiatrischen Krankenhaus auf der Baumgartner Höhe betonte: Wegen der positiven Aufnahme bei den Polizisten wurde das Seminar kürzlich in das Programm der Sicherheitsakademie des Innenministeriums aufgenommen. Bisher haben sich rund 350 Polizisten freiwillig der dreitägigen Ausbildung mit anschließendem Praxistag in einer psychiatrischen Abteilung unterzogen. Unterrichtet werden Grundkenntnisse über psychische Erkrankungen, Behandlungsmöglichkeiten, rechtliche Grundlagen der des Einschreitens und der Unterbringung in psychiatrischen Einrichtungen, aber auch der menschliche Umgang mit Patienten und Angehörigen. Es gehe nicht darum, Handlungsanleitungen zu geben, sondern Haltungen zu vermitteln betonte Harald David, Primararzt auf der Baumgartner Höhe: "Die grundsätzliche Haltung sollte sein, dass ich mich nicht von vornherein fürchten muss." Auch Polizeimajor Friedrich Kovar, einer der Initiatoren des 1994 gegründeten Projekts, bestätigte das. Die Polizisten würden in dem Seminar Handlungssicherheit und einen "größeren Spielraum an Toleranz" erlernen. "Die Lösungsansätze ändern sich dadurch. Psychisch Kranke werden nicht mehr unbedingt dem Amtsarzt vorgeführt", so Kovar. Trotzdem spielt die Polizei bei Anstalts-Einweisungen nach wie vor eine bedeutende Rolle: Laut David werden rund zehn Prozent der Patienten von der Exekutive in die Baumgartner Höhe gebracht. (APA)