Buenos Aires - Diego Maradona ruderte nur ein bisschen mit den kurzen Armen und schon brach die Hölle los. 50.000 Menschen brüllten im berühmten Stadion Bombonera in Buenos Aires ihre Begeisterung heraus, Kanonenböller wummerten durch die Luft, und die tobenden Massen ließen die meterdicken Stahlbetonträger der Tribünen erzittern. Ganz allein stand der kleine, etwas übergewichtige Mann vor der tobenden Menge, die geballten Fäuste gegen den Mund gepresst, das Gesicht von Glück und Schmerz verzerrt, Tränen kollerten. "Diego, du bist Gott" "Das ist einfach zu viel für mich", bekannte der 41-jährige Maradona am Samstag mit tränenerstickter Stimme bei seinem Abschiedsspiel von einer Profikarriere, die einer Achterbahnfahrt glich. Und dann brach auch noch die Sonne durch die schweren Regenwolken, aus denen es bis kurz vor dem Anpfiff geschüttet hatte. "Diego, du bist Gott" und "Danke für die Zauberei" stand auf Transparenten. Der letzte 10er Der Rasen war noch ganz aufgeweicht vom vielen Regen, der schon weite Teile der Provinz Buenos Aires unter Wasser gesetzt hatte. Als "Mittelfeldstürmer" der aktuellen argentinischen Nationalmannschaft trat Maradona gegen eine von ihm ausgewählte Equipe aus Altstars und aktiven Spitzenspielern an, das Ergebnis lautete 6:3. Der Weltmeister von 1985 trug noch einmal die Nummer zehn, die der argentinische Fußballverband Maradona zu Ehren künftig nie mehr vergeben will, aber bei der WM-Endrunde auf FIFA-Anordnung dennoch muss. Glänzende Vorlagen Das Spielgeschehen auf dem Rasen war weniger mitreißend als rührend. Die argentinischen Nationalspieler, die sich schon eindrucksvoll für die WM 2002 als Tabellenerste qualifiziert hatten, kämpften nicht gegen den Gegner, sondern für Maradona, der Anfang 2000 wegen einer Überdosis Kokain nach Angaben seiner Ärzte schon auf dem Weg ins Jenseits war, aber trotzdem erstaunlich gut mithielt. Seine Vorlagen sind immer noch präzise und sein "Linker" etwas Besonderes, nur rennen kann er nicht mehr so richtig. Aber auch die Gegenspieler, darunter so klingende Namen wie Rapid-Trainer Lothar Matthäus, Davor Suker, Hristo Stojtschkow, Eric Cantona, Carlos Valderrama und Juan Roman Riquelme, meinten es nur gut mit dem früheren Superstar, taten ihm nicht gerade weh. "Maradona hat dieses Fest voll und ganz verdient", sagte der deutsche Rekord-Nationalspieler. Abschiedsgeschenke Auch die beiden Fouls im argentinischen Strafraum, für die es Elfmeter für Maradona gab, wirkten wie kleine Abschiedsgeschenke. Der kolumbianische Torhüter Rene Higuita wehrte sich auch nicht gerade übermäßig gegen die Penaltys des Scheidenden. Einen der wenigen direkten Schüsse von Maradona aus dem Spiel parierte Higuita dann mit seinem einst im Wembley-Stadion gegen England gezeigten berühmten "Skorpion-Sprung", indem er nach vorn hechtete und den Ball mit den Fersen abwehrte. "Ich habe geirrt und bezahlt" "Ich habe geirrt und bezahlt, aber der Fußball bleibt unbefleckt", meinte Maradona nach dem Abpfiff in einer kurzen emotionalen Rede über die Lautsprecheranlage des Stadions. "Der Fußball ist der schönste und gesündeste Sport der Welt", fügte der Mann hinzu, der seit fast zwei Jahren eine Entziehungskur auf Kuba absolviert. Maradona humpelte zum Abschluss eine Ehrenrunde mit seinen heiß geliebten Töchtern Dalma Nerea und Giannina Dinorah (im argentinischen Teamdress) rund ums Spielfeld. Ein letztes Bad im tosenden Beifall. "Dies ist alles unglaublich, das gibt's gar nicht. Ich wollte immer nur ein Fußballspieler sein und euch glücklich machen", rief er: "Ich danke euch von ganzem Herzen." Auf der Tribüne saß auch Pele, mit dem sich Maradona um den Titel des "weltbesten Fußballers aller Zeiten" rauft. Die Mehrheit tendiert allerdings eher zum Brasilianer, der auch abseits des Platzes immer ein untadeliger Sportsmann war. (APA/dpa)
  • Argentinien - "Sterne" 6:3

    Tore: Maradona 2 (beide Elfer), Aimar 2, Castroman, Claudio Lopez bzw. Suker, Cantona, Higuita (Elfer)