IT-Business
Wien: Offene IT-Stellen plötzlich Mangelware
Fachkräftebedarf über Nacht abgeflaut
Die Zeiten des IT-Fachkräftemangels
scheinen in Wien vorläufig vorbei zu sein. Die Zahl der in der
Informationstechnologie offenen Posten habe sich in der Bundeshauptstadt
schlagartig um neunzig Prozent reduziert, erklärt Natascha Rubia im
Gespräch. "Im Juni gab es hier noch 8.160 offene
IT-Stellen, jetzt sind es vielleicht noch einige Hundert." Es schaue derzeit
schlimm aus, meint die Chefin von joy communications
und Veranstalterin so genannter Pink Slip Partys, wo
sich Spezialisten und Firmen in lockerer Atmosphäre treffen können. Besser
sei die Lage für IT-Fachkräfte noch in ländlichen Gegenden, im Linzer und im
Grazer Raum.
Eingegangen oder ...
"Viele in den vergangenen Jahren gegründete kleine und mittlere IT-Firmen
sind in jüngster Zeit eingegangen oder haben einen großen Teil ihrer
Mitarbeiter gekündigt", so Rubia, die aufgrund ihrer Veranstaltertätigkeit
laufend Kontakte mit diesen Unternehmen unterhält. Auch habe eine
allgemein härtere Vorgangsweise von Banken gegenüber diesen Start-ups zu
dieser Situation geführt. "Über Nacht waren die E-Mail-Boxen jener
Unternehmen voll, die Arbeitskräfte gesucht hatten", sagt Rubia. Diese
Prozesse hätten sich Ende August/Anfang September vollzogen und könnten
damit nicht im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in den USA gesehen
werden. Die prekäre Lage im Wiener Raum stehe auch damit im
Zusammenhang, dass hier der Schwerpunkt bei den Verwaltungsbetrieben
und im Sales-Bereich liege, während es in den Bundesländern mehr
produzierende IT-Unternehmen gebe.
Jetzt fast keine mehr
"Siemens hat Anfang Juni noch 260 Mitarbeiter gesucht und braucht jetzt
fast keine mehr", nimmt die Pink-Slip-Veranstalterin ein Beispiel heraus.
Ähnlich habe sich die Situation bei Brain Force (hier wurden laut Rubia 40 bis
50 Leute gesucht - und letztlich großteils gefunden) oder Compuware
dargestellt. Ebenfalls weit weniger IT-Spezialisten als vor Monaten würden
zurzeit bei Data Systems, Mobilkom, KPNQuest, Nokia, Beko, Compaq,
Brainforce, Datakom oder Jet2web gesucht werden. "Das kann sich aber
schnell ändern, da die IT-Branche in Wellen geht", lässt Rubia selbst die
Entwicklung der nächsten Monate offen und räumt ein, dass es schon wieder
erste Anzeichen einer leichten Besserung gebe.
Auf in die Bundesländer?
"Jobsuchende sollen sich vermehrt in den Bundesländern umschauen", rät
Rubia. Im Raum Klagenfurt/Villach stünden die Chancen besonders gut. Als
Beispiele nannte sie die Firma SEZ und das Finanz-Softwareunternehmen
Uniquare. Auch der im obersteirischen Rottenmann ansässige Spielehersteller
JoWood suche weiterhin qualifizierte Arbeitskräfte. Der oberösterreichische
Raum, insbesondere Wels und Steyr, würde ebenfalls nach wie vor gute
Möglichkeiten bieten.
Pink Slip Party
Die für 21. November in Wien angesetzte Pink Slip Party findet dennoch
statt. In letzter Sekunde haben sich noch einige Firmen für diese
Veranstaltung angemeldet, teilt Rubia mit. "Pink Slip" steht in den USA für die
hier zu Lande gebräuchliche Bezeichnung von "Blauer Brief". Die Idee zu
diesen Partys entstand aus dem abrupten Überangebot von sonst so raren
Software-Technikern oder Netzwerk-Spezialisten infolge der Pleiten der
Dot.Coms in den USA. (pte)