New York - Umweltkatastrophen haben in den vergangenen Jahren mehr Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat veranlasst als Kriege. Das geht aus Berechnungen des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) hervor, die am Mittwoch in New York veröffentlicht wurden. Demnach waren 1998 insgesamt 25 Millionen Menschen vor den Folgen von Naturkatastrophen auf der Flucht. Die Vertreibung der Bevölkerung durch Umweltkatastrophen sei kein neues Phänomen, betonte der UNO-Fonds. Neu sei aber das Zusammentreffen mehrerer negativer Faktoren: Die spürbare Verknappung der Ressourcen, die irreparable Zerstörung der Umwelt und das Bevölkerungswachstum. Die Hochwasserkatastrophe am Jangtse-Fluss in China mit mehr als 4.000 Toten im Jahr 1998 habe sich vor allem wegen der vorhergehenden Zerstörung der Wälder und der daraus resultierenden Bodenerosion derartig verheerend ausgewirkt, heißt es in dem UNFPA-Jahresbericht. Beides seien Folgen der Überbevölkerung am Flusslauf des Jangtse. Die Erdrutsche in El Salvador, die nach dem Erdbeben Anfang 2001 zahlreiche Häuser unter sich begruben, waren laut UNFPA vor allem auf die weiträumige Rodung von Wäldern für die Landwirtschaft zurückzuführen. Menschen, die vor einer Umweltkatastrophe oder einem Konflikt Zuflucht suchen, können nach Angaben des Bevölkerungsfonds neue schwere Umweltschäden verursachen. So hätten die Millionen Flüchtlinge aus Ruanda 1994 im benachbarten Tansania die Baumbestände für Brennholz geplündert und geschützte Tiere gewildert. Die Industrieländer zahlen laut UNFPA jährlich umgerechnet 122,8 Milliarden Schilling Flüchtlingshilfe - ein Siebtel der internationalen Entwicklungshilfe. (APA)