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Foto: Reuters/ NASA
Washington - Neidvoll blickten europäische Wissenschafter bisher nach Amerika, wo die Forschungswünsche der Nasa bei Regierung und Kongress stets auf ein offenes Ohr und Portemonnaie stießen. Das dürfte bis auf weiteres vorbei sein: Nachdem eine Kostenvorschau für die Fertigstellung der Weltraumstation ISS bis 2006 eine Budgetüberschreitung von 4,5 Milliarden US-Dollar vorausgesagt hatte, beauftragte Nasa-Chef Dan Goldin eine unabhängige Wissenschaftergruppe mit einer Finanzanalyse. Das Ergebnis ist vernichtend. Zwar werden die wissenschaftlichen Leistungen nach wie vor in den höchsten Tönen gelobt, doch am Umgang mit Geld wird kein gutes Haar gelassen. Der Nasa fehlten sowohl "Fähigkeiten wie Handwerkszeug" zur Kontrolle des ISS-Budgets. Die Prognose, die Raumstation bis 2006 mit 8,3 Milliarden Dollar fertig stellen zu können, sei schlicht "unglaubwürdig". Bevor die Nasa daran denken könne, die ISS für eine siebenköpfige Dauerbesatzung auszubauen, müsse sie erst einmal beweisen, dass sie mit dem vom Kongress genehmigten 2,1-Milliarden-Dollar-Jahresbudget auskommen könne. Sparmaßnahmen seien angesagt. Neben einer Reduktion von Personal und Shuttleflügen lasse sich etwa die Forschungszeit der dreiköpfigen ISS-Crew leicht erhöhen. Man brauche nur die Shuttles 14 Tage angedockt zu lassen. Dann könnte die Shuttle-Besatzung Außen- und Transportarbeiten erledigen, während das ISS-Team forscht. Außerdem wäre zu überlegen, ob es nicht genüge, die Crew nur alle sechs Monate auszutauschen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.11.2001, hk)