Wien - Die Nüchternheit hielt nur kurz an: 1997 wurde die 0,5-Promille-Grenze in Österreich eingeführt. Die heimischen Autofahrer besannen sich - vorübergehend. 1998 war das Jahr mit den wenigsten Alkoholunfällen und Alko-Toten in der Verkehrsstatistik-Geschichte. Seither stei- gen die Zahlen wieder. Heuer dürften die Alko-Crashs wieder die Quote der Vor-0,5- Promille-Zeit erreichen. Verantwortlich sind meistens Lenker, auf die "jung" und "männlich" als Beschreibung passt. Zielgruppe: junge Männer Junge Männer also sind die Hauptzielgruppe einer Dienstag in Wien vorgestellten Verkehrssicherheitsaktion. Der ÖAMTC und der Verband der Brauereien Österreichs fanden sich zu einer ungewöhnlichen Allianz zusammen, um die Jugendlichen "unkonventionell" auf die Risiken des alkoholisierten Autofahrens aufmerksam zu machen. ",Fun‘ steht an erster Stelle bei der Wertepriorität der Kids", erklärte Karl Obermair vom ÖAMTC. Den Jugendlichen brauche man heute mit "alten Hüten" wie dem Slogan "Don’t drink and drive" gar nicht mehr kommen. Nur etwas Zeitgemäßes könne sie erreichen: zum Beispiel das Internet. Oder noch viel besser: ein Videospiel, das "Zero-Gewinnspiel". In dem extra für den Klub und die Bierbrauer entwickelten Game simulieren Spieler - mit programmiertem Tunnelblick und verzögerter Reaktion - eine Auto- oder Motorradfahrt mit 1,5, 0,8 oder mit 0,0 Promille. Die Aufgabe dabei: Die Freundin muss in drei Minuten am Flughafen sein. Alkoholisiert enden die Trips für den Fahrer entweder mit einem Unfall ("Krach!", "Bumm!", "Autsch!") oder in einem Planquadrat mit entzogenem Führerschein. Nüchterne indes schaffen es locker - erst recht unter Einhaltung der Verkehrsregeln - in die Bestenliste. Fest plus Taxigutschein

Die Highscorer können bis Februar 2002 monatlich ein Wertkartenhandy samt Gesprächsguthaben, Bierpartys (selbstredend inklusive Taxischecks) vom Verband der Brauereien Österreichs und Cineplexx-Kinotickets gewinnen. Bei einer großen Schlussverlosung im März 2002 geht es dann um Grand-Prix-Tickets, eine Wochenendreise für zwei Personen mit Austrian Airlines nach Barcelona und einen Kleinwagen (Ford Ka). Wichtig, so Obermair, sei, dass es bei dem Spiel keinen Gewinneffekt, sondern einen Trainingseffekt gebe: "Unfälle und Planquadrate halten Spieler dazu an, das nächste Mal vorsichtiger zu sein." Ganz nebenbei werde damit die in der Verkehrserziehung effiziente, aber für Alkohol unpraktikable Erlebnisfunktion kompensiert. Obermair: "Ab 0,2 Promille Alkoholspiegel setzt bei Lenkern Selbstüberschätzung ein. Auch bei Trainings werden sie sich dann nicht der Tragweite betrunkenen Fahrens bewusst." Nüchtern sei die Einsicht, trotz oder wegen des simulierten Tunnelblicks, größer.(derstandard,print-ausgabe,7.11.2001)