Wien - Trotz einer Benzinpreissenkung am Montag der Vorwoche haben sich Österreichs Benzinpreise laut dieswöchiger Erhebung der EU-Kommission oberhalb der von der Mineralölwirtschaft zugesagten Preisspanne bewegt. Netto lagen die Preise für Eurosuper um 41 Groschen über dem EU-Mittel. Die Dieselpreise waren dabei 26 Groschen über dem EU-Durchschnitt, gab die EU-Kommission am Mittwoch bekannt. Bei den österreichischen Autofahrerclubs hat dieses Ergebnis heftige Proteste ausgelöst. Der ÖAMTC verlangt eine Senkung der heimischen Spritpreise auf EU-Niveau und damit bei Eurosuper um 40 Groschen und beim Diesel um 20 Groschen. Der ARBÖ verweist auf einen Vergleich der derzeitigen Spritpreise mit jenen aus dem Jahr 1999, wo der Ölpreis unter Berücksichtung des Dollarkurses zuletzt auf dem momentanen Niveau gelegen war. Dies habe ergeben, dass die derzeitigen Richtpreise für Eurosuper um 1,20 Schilling und für Diesel um 2,16 Schilling über dem damaligen Wert liegen. Daher verlangt der ARBÖ eine Preissenkung um 25 Groschen je Liter bei Benzin und um 35 Groschen bei Diesel.BP und Shell wünschen Unabhängigkeit vom Durchschnittspreis Die OMV hat Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) bis auf weiteres unverbindlich zugesagt, die Nettopreise für Eurosuper und Diesel in Österreich im Jahresdurchschnitt um nicht mehr als 40 Groschen über den EU-Durchschnitt anzuheben. BP und Shell sind gegen diese Vereinbarung. Sie plädieren für einen freien Markt ohne Bindung der österreichischen Preise an den EU-Durchschnittswert der Kommissionserhebung, halten sich aber ebenfalls an diese Zusage. Laut EU-Erhebung vom Montag war sowohl Eurosuper als auch Diesel vor Steuern in elf EU-Ländern billiger als in Österreich. Teuerstes Land bei Eurosuper war Portugal mit einem Nettopreis von 6,75 S. Am wenigsten verlangten die Mineralölkonzerne netto in Deutschland mit 3,18 S je Liter. In Österreich kostete der Liter Eurosuper netto 4,02 S. Bei Diesel verlangten die Mineralölkonzerne am meisten in Irland mit 5,03 S je Liter, am wenigsten mit 3,74 S in Griechenland. In Österreich wurden zum Erhebungsstichtag netto 4,38 S je Liter Diesel verrechnet. Nach Steuern ist die Alpenrepublik weiterhin sowohl bei Eurosuper als auch bei Diesel das fünftbilligste Land Europas, wobei ein Liter Eurosuper in Österreich laut EU-Erhebung im Durchschnitt zuletzt 11,68 S und ein Liter Diesel 10,05 S brutto kostete. Autofahrer bewerten Spritpreise als zu hoch Angesichts der derzeit niedrigen Erdölpreise sehen Österreichs Autofahrer Raum für eine weitere Spritpreisenkung: Neun von zehn Österreichern bewerten die Benzinpreise als zu hoch. Nur für jeden Fünfundzwanzigsten sind die Preise zu niedrig, geht aus einer Online-Umfrage des Marktforschungsinstituts marketagent.com hervor. Auch der ARBÖ fordert eine weitere Senkung der heimischen Benzinpreise. Ein Vergleich der derzeitigen Spritpreise des Autofahrerclubs mit jenen aus dem Jahre 1999, wo der Ölpreis unter Berücksichtung der Dollarkurses zuletzt auf dem momentanen Niveau gelegen war, habe ein großes Potenzial für Preissenkungen ergeben, sagte ARBÖ-Sprecher Kurt Sabatnig am Dienstag. Der Autofahrerclub verlangt eine Preissenkung um 25 Groschen je Liter bei Benzin und um 35 Groschen bei Diesel. Rohölpreise weiterhin auf tiefem Niveau Die internationalen Rohölpreise bleiben inzwischen weiterhin auf tiefem Niveau. Laut Angaben der Nachrichtenagentur OPECNA vom Dienstag notierte Erdöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) mit 17,81 Dollar je Barrel (159 Liter) am Vortag weiterhin auf einem Zweieinhalbjahrestief. Die OPEC strebt einen Ölpreis von 22 bis 28 Dollar an und erwägt nun einen Kürzung der derzeitigen Fördermengen von 23,5 Mill. Barrel um 1,5 Mill. Fass pro Tag. Eine endgültige Entscheidung soll allerdings erst beim nächsten offiziellen Treffen der OPEC-Erdölminister am 14. November in Wien fallen. Im Oktober 2001 hat OPEC-Öl im Durchschnitt 19,64 Dollar gekostet. Im August 1999 betrug der Preis Monatsdurchschnitt 19,63 Dollar je Barrel. Umgerechnet nach dem jeweiligen Wechselkurs kostete ein Liter OPEC-Öl im August 1999 laut ARBÖ 1,601 S, im Oktober 2001 1,8768 S. Dies Preisdifferenz betrug somit etwa 30 Groschen. Die Richtpreise für Eurosuper lagen demgegenüber im August 1999 bei 11,60 S bzw. bei 8,94 S für Diesel. Im Oktober 2000 kostete Eurosuper im Schnitt maximal 12,80 S, Diesel 11,10 S. Die Preisdifferenz bei Sprit lag damit bei 1,20 für Eurosuper und 2,16 S bei Diesel, kritisiert der Autofahrerclub. (APA)