Belgrad - Nach der Unterzeichnung eines ersten Abkommens jugoslawischer und serbischer Behörden mit der UNO-Mission im Kosovo (UNMIK), das auf die Besserung der Lebensbedingungen von Kosovo-Serben abzielt und die Souveränität Jugoslawiens über dem Kosovo erneut bestätigt, hat in Belgrad das Rennen gegen die Zeit begonnen. Knapp zwölf Tage vor der Parlamentswahl im Kosovo wollen die Belgrader Behörden die nicht-albanischen Volksgemeinschaften nun doch zur Wahlteilnahme bewegen.Gegen Wahlteilnahme Die einflussreichsten Führer der Kosovo-Serben hatten sich indes am Montag gegen die Wahlteilnahme mit der Begründung ausgesprochen, dass das soeben abgeschlossene Abkommen nicht genügend Garantien biete. Die Empfehlung der Belgrader Behörden sei in Ordnung, es gebe jedoch einen anderen Teil der Empfehlung, wonach die Kosovo-Serben selbst ihre Entscheidung treffen sollten, erklärte Momcilo Trajkovic, Leiter der Serbischen Widerstandsbewegung, der größten Serbenvereinigung südwestlich von Kosovska Mitrovca. Trajkovic, selbst einer der DOS-Führer und Spitzenfunktionär des Belgrader Kosovo-Koordinierungsausschusses, hatte am Montag starke Unterstützung auch vom Vize-Vorsitzenden der Demokratischen Partei Serbiens Kosovska Mitrovica, Marko Jaksic, bekommen. Gegen die Wahlteilnahme haben sich auch lokale Sozialistenführer und Funktionäre der Demokratischen Partei ausgesprochen. Vertreter der Wahlkoalition "Povratak" (Rückkehr), deren Mitglieder 19 politische Parteien und Bürgervereinigungen sind, darunter mit Ausnahme der Demokratischen Partei Serbiens alle DOS-Parteien, hatten in Leposavic, nordwestlich von Kosovska Mitrovica, mit OSZE-Vertretern bereits die technischen Wahlvorbereitungen besprochen. Staatschef appelliert an Serben Im Kosovo-Koordinierungsausschuss in Belgrad wird indes an den Kandidatenlisten gebastelt, an der kurzen Wahlkampagne sollen laut dem staatlichen TV-Sender in den kommenden Tagen auch alle DOS-Führer teilnehmen. Die aktuelle Situation sei mit jener während der Wahlregistrierung im letzten Sommer vergleichbar, meint Marko Blagojevic, Mitarbeiter des Belgrader Zentrums für freie Wahlen und Demokratie (CESID). Auch damals hatten sich die politischen Führer der Kosovo-Serben zuerst gegen die Wahlregistrierung ausgesprochen, um ihre Meinung erst nach einem starken Appell des jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica und des serbischen Patriarchen Pavle abzuändern. Insgesamt waren rund 170.000 Kosovo-Serben registriert worden, dabei etwa 60.000 im Kosovo. Der jugoslawische Staatschef hatte am letzten Samstag an die Serben appelliert, doch an der Wahl teilzunehmen, auch wenn nicht alle erwünschten Sicherheitsgarantien gegeben sind. Erwartungsgemäß wird Kostunica seine Aufforderung in den kommenden Tagen noch wiederholen. Auch in Kirchenkreisen wird die Wahlteilnahme als "ein geringeres Übel" als ein Wahlboykott angesehen. (APA)