"Third time lucky" hieß es gestern im Belfaster Abgeordnetenhaus: Nach weiteren Verzögerungen, und nachdem drei Zentrumsdeputierte sich kurzfristig in Unionisten verwandelt hatten, konnte David Trimble am Dienstag endlich wieder ins Amt des Ersten Ministers gewählt werden. Als sein Stellvertreter wurde der neue Vorsitzende der gemäßigten Nationalistenpartei SDLP, Mark Durkan, gewählt. Mehr als drei Viertel aller Abgeordneten stellten sich hinter die Doppelkandidatur. Damit steht die nordirische Koalition wieder auf einer dauerhaften Grundlage. Der Umstand, dass inzwischen eine Mehrheit der protestantischen Abgeordneten das Friedensabkommen bekämpft, ist zwar politisch besorgniserregend, aber die Schwelle für künftige Sachentscheidungen im Parlament wird nie mehr so hoch liegen wie am Dienstag - Trimbles zerstrittene Unionistenfraktion sollte die nötigen Mehrheiten deshalb aus eigener Kraft schaffen. Doch als Trimble und Durkan dann im prunkvollen Foyer des Belfaster Parlaments vor die Mikrophone traten, brach im Hintergrund ein Handgemenge aus. Die für einmal geschlagenen Vertreter von Pfarrer Ian Paisleys rabiater Protestantenpartei schrieen Beschimpfungen und nannten Trimble einen Verräter. Paisley selbst beschuldigte die Sinn Féin, die Tätlichkeiten begonnen zu haben. Die letzten Tage haben dem Ruf der demokratischen Institutionen Nordirlands Schaden zugefügt. Das würdelose Gerangel - mit Wort und Faust - zwischen Gegnern und Befürwortern des Friedensabkommens spielte sich ab, während katholische Schulmädchen in Nord-Belfast unverändert jeden Tag schikaniert werden. Die letzten zwei Wochen haben im Parlament zu einem Schulterschluss aller konstruktiven Kräfte geführt, ungeachtet ihrer politischen oder konfessionellen Herkunft. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 7.11.2001)