Graz - Was haben elektrische Fische mit den Usern eines Einkaufszentrums gemeinsam? In seiner Eröffnungsrede zur fünften Medien und Architektur Biennale Graz führte der französische Biologe Louis Bec in Welten, die auf den ersten Blick nicht zwingend mit Architektur oder Medien zu tun haben, tatsächlich aber ein sehr geeignetes Modell sind, um Räume, ihre Bewohner und deren Kommunikation zu erklären. Louis Bec analysiert seit Jahren künstliche Räume, die von Organismen bewohnt werden. Seine Fische kommunizieren etwa "über elektrische Entladungen im wässrigen Umfeld" - und passen sich dabei langsam ihrer Umgebung an. In den Walt-Disney-Studios wurde für das Inszenieren des Städtischen, der "Cityscapes", der Begriff des "Imagineerings" - ein Schwerpunkt der Grazer Biennale - geprägt. Für seinen jüngsten Film Die Schöpfer der Einkaufswelten begleitete Harun Farocki die Planer von Shoppingmalls, die exemplarisch für das "Entenhausen-Prinzip" der heilen Stadt stehen. Der Film beweist kommentarlos und ironisch, was der Regisseur bei der Eröffnung behauptete: "Die Prinzipien der Supermarkt-Software funktionieren wie jene der Kriegsindustrie." Durch Pupillen-Screening wird etwa gemessen, worauf der Durchschnittskonsument seinen Blick wirft, wenn er eine Mall betritt. Auch die Folgen solcher Messungen sieht man im Film, wenn etwa ein Stab von fünf Mitarbeitern intensiv über die strategisch richtige Platzierung von Knäckebrot berät. Am Freitag stellen Jorge Mario Jáuregui, Megacity-Planer aus Rio de Janeiro, Wolf D. Prix von der Coop Himmelb(l)au und Christopher Charles Benninger, Planer der Hauptstadt von Bhutan, ihre Cityscapes vor. (cms/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 11. 2001)