Stockholm - Mit einem Doping-Geständnis ist die schwedische Hürden-Olympiasiegerin Ludmilla Engqvist der Bekanntgabe einer positiven Probe zuvorgekommen und hat gleichzeitig ihren Verzicht auf den Start bei den olympischen Bob-Wettbewerben in Salt Lake City erklärt.

"Ich habe ohne Wissen meines Ehemanns Johan heimlich verbotene Mittel genommen. Ich habe ein paar Pillen gekauft, die anabole Steroide enthielten", sagte die 37-Jährige, die nach ihrem WM-Sieg 1995 und dem Olympiasieg 1996 in Atlanta an Brustkrebs erkrankt war und beim Comeback 1999 in Sevilla WM-Bronze über 100 m-Hürden gewonnen hatte. Zwei Monate vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney hatte sie ihren Abschied von der Leichtathletik erklärt und war ins Bob-Lager gewechselt.

Bei der WM in Calgary wurde sie im Februar 2001 mit ihrer Teamkollegin Karin Olsson Vierte. Nach ihrem siebten Platz beim Weltcup-Auftakt in Lillehammer vor knapp zwei Wochen war die fragliche Doping-Probe genommen worden. "Ich weiß, dass die Probe positiv ist", sagte die Sportlerin. Nach ihren großen Erfolgen als Einzelsportlerin fühlte sich die einstige Hürdensprinterin im Bob nach eigener Aussage nutzlos.

Die Einnahme der verbotenen Substanzen sei ein letzter verzweifelter Versuch gewesen, dieses Gefühl los zu werden. In einem Fernsehinterview entschuldigte sie sich am Sonntag bei den schwedischen Fans: "Es war unglaublich dumm. Es hat nicht geholfen. Sondern alles nur noch schlimmer gemacht."

Die Männer

Ludmilla Engqvist war zwei Jahre nach ihrem WM-Titel 1991 in Tokio als russische Leichtathletin bereits für vier Jahre wegen Dopings gesperrt, später aber aufgrund außergewöhnlicher Umstände begnadigt worden. Der Weltverband IAAF sah es als erwiesen an, dass der frühere Ehemann ihr Substanzen ohne ihr Wissen untergeschoben hatte. Diesmal war es offenbar umgekehrt: Sie nahm das Mittel, aber der aktuelle Ehemann wusste nichts. (sid, red)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 5.11. 2001)