Nirgendwo sonst dürfen Auto-designer und -ingenieure ihren Spieltrieb so frei ausleben wie auf der Tokyo Motor Show. Die wichtigste Branchenmesse Asiens steht heuer allerdings unter den Nachwirkungen des Terrorschocks, was sich in zurückhaltender Inszenierung niederschlägt.Nichts ist so, wie es war Auf der Angebotsseite ist es so, dass die Hausherren mit einer Fülle verrückter Showcars (und nur wenigen Autos, die in Serie gehen) geschickt kaschieren, dass nichts mehr so ist wie beim letzten Tokioter Salon, 1999. Denn erstens befindet sich Japans Autoindustrie, die noch in den 80er-Jahren den Rest der Welt in Grund und Boden zu fahren drohte, in der Krise - der Absatz geht daheim ebenso zurück wie auf den Exportmärkten, vor allem in Europa. Und zweitens sind von den vielen früheren Herstellern heute nur mehr zwei wirklich selbstständig, Toyota und Honda. Alles andere befindet sich mehr oder weniger in europäischer oder US-Hand. Geographische Markenbekenntnisse Dies wiederum schlägt sich bei der 35. Tokyo Motor Show auch räumlich nieder. So steht etwa Mazda im Dunstkreis der Konzernmutter Ford (die Amis sind mit all ihren anderen Marken - Volvo, Jaguar & Co. - angerückt), Nissan gegenüber macht sich der (Minderheits-)Eigentümer Renault breit, Toyota bekennt sich erstmals zur Kleinwagentochter Daihatsu. Und dass Mitsubishi jetzt zu DaimlerChrysler gehört, ist auch an der räumlichen Nähe zu erkennen. Dasselbe gilt für GM und die Japantöchter bzw. -beteiligungen Isuzu, Suzuki, Subaru. Ungebrochenes Potentzial Ungebrochen ist allerdings das kreative und technologische Potenzial der fernöstlichen Autonation. Auch wenn viele Studien anmuten wie Ausgeburten wild gewordener Designer: Wer genauer hinsieht, erkennt, dass die Japaner über alles nachdenken, worüber sich auch die - automobil derzeit führenden - Europäer den Kopf zerbrechen. Stichworte: Alternative Antriebskonzepte, Internet und totale Vernetzung im Auto, aktive und passive Sicherheit. (AUTOMOBIL, 2. 11. 2001)