TORI AMOS Strange Little Girls(Warner) Tori Amos interpretiert auf ihrem neuen Album ausschließlich von Männern geschriebenes Fremdmaterial mit weiblichen Hauptdarstellerinnen: Von der Amokläuferin aus I Don't Like Mondays bis zu '97 Bonnie & Clyde reicht der Bogen der Strange Little Girls , deren Identität sich die US-Amerikanerin für die Dauer eines Songs aneignet. Dafür bedient sie sich bei semi-elektronischem Stöhn-Pop genauso wie bei gitarrenlastigen Arrangements, denen sie ein meist verlangsamendes, lallendes Keyboard an die Seite stellt: Zum Höhepunkt gerät so John Lennons Happiness Is A Warm Gun , das mit seinem George W. Bush Wort-Sample ungute Aktualität besitzt. THE AMERICAN ANALOG SET Know By Heart (Trost: 01/33 00 163) Es verhält sich ja blöderweise so, dass sich großartige Bands wie die Feelies oder The Go-Betweens, letztere trotz Reunion, veröffentlichungsmäßig rar machen und Fans von herzzerreißendem Gitarren-Folkrock mit Hirn deshalb an einem harten Brot nagen. Beistand kommt da vom AmAnSet aus Texas, die auf Know By Heart halb- akustisch und mit Ein-Finger-Keyboard genau dieses Wunschprogramm bedienen: hübsche Melodien, introvertierter Gesang und herrliche Schrumm-Schrumm-Gitarren. Erfrischend wie ein Frühlingsregen . . . THE HANDSOME FAMILY Twilight (Ixthuluh) Das seltsame Ehepaar Sparks ist zwar aus Gründen von Chicago ins wärmere New Mexico umgezogen, ihre Gemüter sind frostig geblieben. So verhandelt man weiterhin den alltäglichen Wahnsinn mit großen Kinderaugen: Mütter, die sich und ihre Kinder mit dem Auto im See versenken, werden dabei genauso stoisch beschrieben wie blinde Männer, zu denen Stimmen aus Kartoffeln sprechen(!) und die auch sonst mit Vorsicht zu genießen sind. Apropos Vorsicht: Es handelt sich hier um Country-Music! STINA NORDENSTAM This Is Stina Nordenstam (Sony) Nach dem zerbrechlichen Coverversionen-Album People Are Strange , beschleunigt die Schwedin Nordenstam auf ihrem neuen Album etwas. Zwar klingt ihre Stimme weiterhin wie aus einem kindlichen Schmollmund gestolpert, doch die Mitarbeit von Leuten wie Mitchell Froom lässt ihren melancholischen Low-Fi-Pop weniger schleppend als am Vorgänger erscheinen. Schmollmund? Ach! flu (DER STANDARD-RONDO, Print-Ausgabe, 2. 11. 2001)