Natur
Studie zum Potenzial erneuerbarer Energieträger
Politische Steuerung ist aber gefragt
Wien - Der Beitrag erneuerbarer Energieträger an Österreichs
Stromversorgung könnte in den kommenden neun Jahren um bis zu 75
Prozent gesteigert werden. Voraussetzung ist, dass durch politische
Steuerungsmaßnahmen den erneuerbaren Energieträgern volle
Wettbewerbsfähigkeit zugestanden wird. Zu diesem Schluss kommt eine
Studie, die die Technische Universität Wien im Auftrag des Umwelt-
und Landwirtschaftsministeriums sowie des Wirtschaftsministeriums
durchgeführt hat.
Derzeit kommen jährlich 23 Petajoule Energie aus
Sonnenkollektoren, Wärmepumpen, Fotovoltaik, Windkraft, Geothermik,
Kleinwasserkraftwerken und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für Biomasse
und Biogas. Weiters werden rund 100 Petajoule Biomasse eingesetzt,
beispielsweise in Form von Scheitholz, Hackschnitzeln oder Biodiesel.
Im Rahmen der Studie wurden die Marktchancen für erneuerbare
Energieträger erhoben und drei Szenarien für ihre Entwicklung in
Österreich bis zum Jahr 2010 entwickelt.
Günstigster Fall
Im günstigsten Fall könnte demnach der Biomasseeinsatz verdoppelt
und der Beitrag der übrigen Energieträger und -technologien von 23
auf 65 Petajoule gesteigert werden. Insbesondere in der
Wärmeversorgung könnten erneuerbare Energieträger enorm Marktanteile
gewinnen. Die Stromerzeugung aus Kleinwasserkraftwerken und
Ökostromanlagen könnte von derzeit 16 auf 41 Petajoule erhöht werden.
Das wäre laut Landwirtschaftsministerium ein wichtiger Beitrag zur
Erreichung des in einer neuen EU-Richtlinie vorgegebenen Ziels, 78
Prozent des Stroms in Österreich bis zum Jahr 2010 aus erneuerbaren
Energieträgern zu erzeugen. Letztlich könnte die Produktion von
Biotreibstoff der TU-Studie zufolge von ein auf vier Petajoule
erhöht werden.
Kompetenzzentren
Um alle diese Potenziale auszuschöpfen und die volle
Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Technologien zu erreichen, sind
aber eine Reihe von Anstrengungen notwendig, heißt es in der Studie.
In der Wärmeerzeugung wären das finanzielle Anreize in Form von
Investitionszuschüssen, bei der Stromerzeugung sei der Tarif für die
Einspeisung ins Netz das entscheidende Kriterium. Zur gezielten
Förderung spezifischer Technologien schlägt die Studie auch die
zeitlich limitierte Einrichtung von Kompetenzzentren vor.
Den möglichen Einsatz erneuerbarer Energieträger in Gewerbe und
Industrie soll weiters eine detaillierte Marktanalyse erheben.
Weiteren Forschungs- und Entwicklungsbedarf sehen die Autoren bei
kombinierten Heizsystemen - etwa bei Holz-/Solaranlagen für Heizung
und Warmwasserbereitung - und bei Anlagen zur dezentralen
Stromerzeugung. Die öffentliche Verwaltung sollte durch die
Berücksichtigung von externen Kosten bei der Vergabe öffentlicher
Aufträge sensibiliert werden.
(APA)