Es ist Samstag Abend und ich habe noch nichts vor. Das wird sich im Verlauf des Abends als fatal herausstellen, aber das weiß ich noch nicht in dem Moment, als ich versuche, die Nachrichten auf der Mailbox meines Handys abzuhören. "Sie haben zwei neue Nachrichten. Wenn Sie Nachrichten abhören wollen, drücken Sie die Eins." Wie schon 400.000 Mal vorher in meinem Leben drücke ich jetzt die Eins. Her mit den neuen guten Nachrichten! Garantiert will a) D. mich spontan zum Inder einladen. Murgh-Curry mit Fladenbrot . . . oder b) M. mit mir ins Kino gehen (chinesischer Avantgarde-Film ohne Untertitel - definitiv nur, falls es sich bei a) um keine Essenseinladung handelt). . . oder c) B. mich auf eine bizarre Last-Minute-Party verschleppen, bei der Männer in Helmut-Lang-Anzügen und Frauen in Cocktail-Kleidern (B. hat in der Eile vergessen, mir den Dress-Code zu verraten) im Badezimmer eines Styling-Gottes Martinis schlürfen. Ich drücke die Eins. "Wenn Sie Nachrichten abhören wollen, drücken Sie die Eins." "Ja, eh", möchte ich meiner Mailbox sagen und drücke wieder die Eins. "Wenn Sie. . ." Meine Mailbox gönnt mir keinen Partyspaß und reagiert auf meine Befehle nicht. "Ha! Das werden wir sehen!" rufe ich der Mailbox zu, "Du kannst mich mal, ich ruf die Helpline an!" "Hans-Joachim Oberunterberger (Name von der Red. geändert), guten Abend, was kann ich für Sie tun?" "Ich kann meine Nachrichten nicht abhören, es wäre dringend", raunze ich in Richtung Call Center und appelliere mit einem "Helfen Sie mir" an den Ritter und Retter in Herrn Oberunterberger. Der lässt pragmatisch den Telefonprofi raushängen: "Ihre Tastensignale funktionieren nicht mehr. Das können Sie am Montag im Handy-Shop updaten lassen." Mir wird schwindlig. Der Inder, das Kino, die Party, die Cocktails. "Herr Oberunterberger? Sind Sie noch da? Wie stehen Sie zu Curry-Huhn?" der Standard/rondo/2/11/2001