Jerusalem - Der israelische Regierungschef Ariel Sharon will an der "gezielten Tötung" radikaler Palästinenser festhalten. Die Armee werde ihre "Kommandoaktionen gegen den Terrorismus" fortsetzen, kündigte Sharon vor Mitgliedern seines rechtsgerichteten Likud-Blocks an. Dieses Vorgehen biete die Möglichkeit, "systematisch und geordnet" vorzugehen. Israelische Soldaten sind am Freitag im Gaza-Streifen neuerlich auf Gebiete der palästinensischen Selbstverwaltung vorgestoßen. Bei gezielten Angriffen der israelischen Armee wurden nach palästinensischen Angaben bisher mehr als siebzig Palästinenser getötet. Die Europäische Union hat die "gezielte Tötung" von Palästinensern durch das israelische Militär wiederholt schärfstens verurteilt und das Vorgehen Israels als "vollkommen inakzeptabel und gegen den Rechtsstaat gerichtet" bezeichnet. Diese Morde seien ein Hindernis für den Frieden und würden nur neue Gewalt erzeugen, warnte die EU. In Gaza rücken wieder Panzer vor Die israelische Armee hatte trotz der Ankündigung neuer Friedenspläne am Donnerstag zwei Mitglieder der radikalen islamischen Hamas-Bewegung im Westjordanland getötet. Am Mittwoch töteten israelische Soldaten insgesamt sechs Palästinenser, darunter vier Mitglieder von als radikal eingestuften Organisationen. Die Armee rückte am Freitag mit Panzern und Planierraupen rund einen halben Kilometer in die Ortschaft Beit Lahiya im Gaza-Streifen vor, teilten palästinensische Sicherheitskräfte mit. Anschließend hätten sie mit der Zerstörung von Ackerland begonnen. Auch nach Rafah im südlichen Gaza-Streifen drangen israelische Soldaten rund 200 Meter weit vor. Für beide Aktionen habe es keinen erkennbaren Anlass gegeben, heiß es von palästinensischer Seite. Begegnung Peres-Arafat Am Rande einer Wirtschaftskonferenz auf Mallorca ist es am Freitag zu einer kurzen Begegnung zwischen Israels Außenminister Shimon Peres und dem palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat, ihrer ersten seit dem 26. September, gekommen. Der palästinensische Minister für Planung und internationale Zusammenarbeit, Nabil Shaath, kündigte an, es gehe um eine Feuerpause, um Möglichkeiten zur Beruhigung der Lage und zur Wiederaufnahme offizieller Verhandlungen. Der israelische Ministerpräsident Sharon betonte, es werde keine offiziellen Verhandlungen zwischen Peres und Arafat geben. Zugleich wies er aber die Forderung von Hardlinern aus den eigenen Reihen zurück, Peres den Besuch der Konferenz zu verbieten. Peres erklärte vor seiner Abreise in einem Interview mit der Zeitung "Maariv", er habe nichts gegen die Aufgabe einiger jüdischer Siedlungen einzuwenden. "Ich tue den Palästinensern keinen Gefallen. Es gibt einige Siedlungen, die Feuer auf sich ziehen und keine Zukunft haben." Die Lage einiger Siedlungen machten es für Israel schwierig, die Landkarte einer Friedenslösung zu zeichnen, die sowohl Friede als auch Sicherheit bieten würde, sagte Peres. Sharon hat seine Bereitschaft angekündigt, über einen palästinensischen Staat zu verhandeln. Eine Aufgabe von Siedlungen im Westjordanland und Gaza-Streifen lehnt er aber ab. Entführte israelische Soldaten für tot erklärt Die israelische Armee hat drei im vergangenen Jahr von der Schiiten-Miliz Hisbollah im Südlibanon entführte Soldaten für tot erklärt. Militärrabbiner Israel Weiss teilte in Jerusalem mit, die drei Soldaten könnten "nicht länger als lebend" betrachtet werden. Dies sei die Schlussfolgerung aus Erkenntnissen des Militärgeheimdienstes. Die drei Soldaten waren am 7. Oktober 2000 im Gebiet der von Israel besetzten Shebaa-Ländereien von der pro-iranischen Hisbollah verschleppt worden. Die Hisbollah fordert die Freilassung der Schiitenführer Abdel Karim Obeid und Mustafa Dirani. Obeid war 1989, Dirani 1994 von israelischen Kommandos aus dem Libanon entführt worden. Die beiden sitzen ohne Gerichtsverfahren in Hochsicherheitsgefängnissen in Israel. Neben dem deutschen Bundesnachrichtendienst hatte sich auch der österreichische Verteidigungsminister Herbert Scheibner intensiv bemüht, einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hisbollah zu erreichen. (APA/AP/Reuters)