Wien - Die selben Krankheiten können bei Frauen und Männern durchaus unterschiedliche Formen haben. Das gilt auch ganz besonders für die Depressionen. Während Frauen eher Hilfe suchen, maskieren Männer durch Aggressivität und Ausweichen in Alkohol oder Drogen diese Grunderkrankung, stellte jetzt Univ.-Prof. Dr. Siegfried Kasper von der Psychiatrischen Universitätsklinik in Wien aus Anlass des Kongresses fest. "Die Häufigkeit der depressiven Erkrankung beträgt bei Männern etwa die Hälfte jener bei Frauen. Das geht auch auf die Interaktion zwischen sozialen und biologischen Faktoren zurück, bei denen auch der Ehestatus und die Beschäftigungssituation eine Rolle spielen", schrieb Kasper seines Referates bei der Veranstaltung. Andere Symptome Männer dürften in diesem Zusammenhang ein anderes Symptombild aufweisen: Seltener leiden sie an Schlafstörungen, sie haben öfter milde oder mittelstarke Depressionen. Bei den Frauen hingegen sind depressive Zustände oft schwerer und halten länger an. Doch es gibt auch noch ganz andere Faktoren, die oft dazu führen, dass Depressionen bei Männern seltener erkannt und wirksam behandelt werden. Kasper: "Darüber hinaus sind Männer weniger bereit, ihre Gefühlssituation zu besprechen. Sie tendieren dazu, Ausweichstrategien zu verfolgen, um mit ihrer Krankheit zurecht zu kommen. Das ist häufig auch riskantes Verhalten wie Alkoholmissbrauch, Gewalt zu Hause, kriminelles Verhalten, soziales Abgleiten und Selbstmord." Negativbilanz Das Resultat: Obwohl eben Männer nur halb so häufig wie Frauen an Depressionen erkranken, ist ihre Selbstmordrate vier Mal so hoch wie jene der Frauen. Der Wiener Experte: "Und weil Männer 'Entschlossenheit' und 'Unabhängigkeit' als hohe Werte ansehen, suchen sie auch seltener Hilfe. Sie halten das für ein Zeichen der Schwäche. Frauen hingegen nehmen leichter Hilfe an, das kann sie vor dem Suizid schützen." Wie auch immer: Die depressive Erkrankung kann beim Mann genau so gut behandelt werden wie jene der Frau. Gerade deshalb wäre es besonders wichtig, die Symptome zu erkennen und richtig zu deuten. Das Eingehen auf Hilfsangebote schadet nicht, es kann nur nützen, der vermeintlich "männliche Stolz" ist da unangebracht. (APA)