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Johanna König in der Rolle ihres Lebens: als "Klementine"

Foto: Archiv
Frankfurt/Main - "Sagen Sie meiner Mutter nicht, dass ich in der Werbung arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell". Werbung ist stets schön, leicht und locker, doch ihr Image und das ihrer Macher ist zwiespältig, wie es der französische Werbestratege Jacques Seguela in dem obigen Zitat einmal süffisant auf den Punkt brachte. Bevor einer der meist quietschfidelen oder auch zunehmend hektischen Werbespots zu sehen ist, stecken Werbeleute viel Zeit und Arbeit in Marketinganalysen, Konzepte und Entwürfe. Die Ausstellung Was sich als Endprodukt dann im ewigen Kampf um die Aufmerksamkeit der Konsumenten behaupten soll, stößt bei den einen auf Belustigung, bei anderen auf Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung. Marken, Macher und Mechanismen der "WunderbarenWerbeWelten" beleuchtet das Frankfurter Museum für Kommunikation von Donnerstag (27.9.) bis zum 20. Jänner. "Werbung ist nicht das kreative Abenteuer von ein paar Spinnern, die sich in der Werbeagentur mal eben etwas wild einfallen lassen. Werbung ist harte Arbeit - mit Marktanalysen, Kaufkrafterhebungen und vielem mehr", erzählt Projektleiterin Sigrid Randa-Campani vom Berliner Museum für Kommunikation. Sie hat Bilder, Slogans, Spots und Objekte mit nach Frankfurt gebracht, um die bunte Welt der Werbeverführungen zu hinterfragen. Mit dabei sind natürlich deutsche "Werbeklassiker" wie eine originalgroße lila Milka-Kuh, "Meister Proper" und ein Rennrad von Jan Ullrich (Team Telekom). Von "Harmony" ... Empfangen werden Besucher von einer Bildschirm-Figur namens "Harmony": eine virtuelle, gestylte junge Frau mit dezentem Tattoo, rotem Trägerkleidchen, orange-farbenem Lidschatten und konsumbereiter Frische - eben so, wie sich die Werbebranche derzeit den Prototyp des fortschrittlichen Verbrauchers vorstellt. "Harmony" gibt dann den Blick frei auf Grundlagen der Marktforschung: Erhebungen über die Kaufkraft etwa. Videos zeigen das Planen und Drehen von Werbespots. Künstlerische Fotos von der US-Fotografin Annie Leibovitz sollen belegen, dass sich Prominente wie Lothar Matthäus, Michael Stich oder Hanna Schygulla (mit Strapsen) bestens als Werbeträger für Kreditkarten eignen. Betrachtet werden Strategien von Großkonzernen, auch Richtungswechsel von Zigarettenherstellern: So löste sich Marlboro vom einstigen Image, nur eine Zigarette für die Dame zu sein und setzte fortan mit Erfolg auf große Abenteuer. Camel indes schwenkte um und nahm die Techno-Generation ins Visier. ... bis zu "Klementine" Hat der Ausstellungsbesucher die weiße Latzhose und das rot-karierte Hemd von "Klementine" (Ariel) passiert und auch Charles Wilps Nonnen im Afri-Cola-Rausch (1968) hinter sich gelassen, trifft er auch auf die Werbe-Vergangenheit der einstigen DDR. Dort gab es ebenfalls Werbung, die aber in den 70er Jahren weitgehend zurückgefahren wurde und fast nur noch für Staatszwecke genutzt wurde. Ein besonderer Liebhaber von DDR-Werbeprodukten soll Künstler Joseph Beuys gewesen sein. (APA/dpa)