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Als die Kiste zum Stehen kommt, erläutert der Münchner seine Materialwahl, die meist auf Ahorn- oder Birkenholz fällt. Auch verleimtes Industrieholz kommt zum Einsatz. "Wäre die Kiste aus Rosenholz, würd' jeder auf die Oberfläche schauen, sie würde sich so von der Form distanzieren." Auch auf Astlöcher kann Sanktjohanser gut und gerne verzichten, denn ein solches würde unweigerlich auf eine Art Urwüchsigkeit hinweisen, ebenfalls ein Umstand, der von der eigentlichen Intention ablenkt, denn letztlich sind all seine Schaffenselemente gleichwertig. Auch seine Entscheidung, Filz als Unterlage für den Hosenboden zu verwenden, passt in diese reduzierte Rezeptur. Filz lasse tadellos ablesen, wie er funktioniert. Einleuchtend, schließlich muss nichts verkleidet werden wie im Falle von Schaumstoff - das Material bleibt, was es ist, offen und ehrlich. Trotz all dieses Reduzierens versteckt sich hinter den Hockern, Bänken, Tischen und Trennwänden ein großes, genau durchdachtes Raffinement. Gutes Beispiel ist die Konstruktion "social cube", die sich auch im "international design yearbook 2002" finden wird. Auf den ersten Blick ein Kubus aus Sperrholz, verwandelt sich das würfelige Ding in Hocker, Tisch, Bank, Regal und lässt einige Arrangements zu. Ebenfalls den Raum vielfach verändernd präsentieren sich seine Trennwände, die nach einer Art Faltprinzip verschiedene Räume im Raum zulassen. Aber auch ein Sessel aus der Gedankenwelt Sanktjohansers lässt mittels variabel einsetzbarer Rückenlehne den bloßen Stuhl zum Verwandlungskünstler werden, der im Ensemble auch auf die Kommunikationsmöglichkeiten seiner Benutzer Zugriff hat. Mit diesen Mitteln zeigt Sanktjohanser, der vor allem durch seine Frau, eine Architektin, eine tiefere Beziehung zu Innenräumen einging, wie radikal Möbel in den Raum eingreifen, wie sehr der Raum zum Gebrauchsgegenstand wird. Der 41-jährige Münchner findet seine Vorbilder in der Bauhaus-Bewegung. Seine Ansicht, dass dieses Gebrauchsgut in vielen Stuben zum Statussymbol verkommt, rührt laut dem Raumplaner daher, dass sich die Leute ihre Möbel nicht mehr zu Eigen machen würden, sondern wie in anderen Bereichen nur noch Bildern hinterherlaufen. Daraus resultiere auch ein großes Problem für die Industrie, denn die Bilder würden immer kurzlebiger, die Nachfrage nach Wechsel immer größer. Es werde ver- statt gebraucht. "Nur einfach und gerade ist freilich auch keine Garantie für das Gelingen eines Raumes, hinter der Arbeit steht schon eine Menge Verantwortung, denn das ist die Ethik des Entwerfens", sagt der philosophierende Minimalist, der der Definition des Begriffes Raum auf eine heiße Spur gekommen ist. --> zurück