Wien - Einen neuen "Gagenskandal" ortet die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Madeleine Petrovic. Aus "gewöhnlich gut informierten Kreisen" seien ihr Informationen zugekommen, wonach Rudolf Haberleitner, Aufsichtrat der Gesellschaft des Bundes für industriepolitische Maßnahmen (GBI), eine Tagesgage von 30.000 Schilling für einen 80 Tage laufenden Vertrag erhalten würde. Die GBI sei eine 100 prozentige Gesellschaft der Republik Österreich und Infrastsrukturministerin Monika Forstinger (F) vertrete die Eigentümerinteressen. Sie frage Forstinger, wie sie zu diesen Informationen stehe, und wie sie ihre Verantwortung sehe, meinte Petrovic am Freitag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. "Wer hat die Verantwortung für diese Personalauswahl?", so Petrovic weiter. Zur hohen Gage von Haberleitner käme noch hinzu, dass dieser bereits "etliche Unternehmen auf Grund" und ins "wirtschaftliche Out" gesetzt habe. Seine wirtschaftlichen Pleiten hätten sogar zu "gerichtlichen Nachspiele" und "Verurteilungen" geführt, meinte Petrovic. Es sei die Frage zu stellen, ob Forstinger das unter Objektivierung verstehe. In 80 Tagen zum Millionär "Nicht in 80 Tagen um die Welt, sondern in 80 Tagen zum Millionär" scheine die Devise zu lauten. Immerhin könne Haberleitner für seinen 80 Tage Vertrag 2,4 Millionen Schilling lukrieren. Die Postgewerkschafter würden sich dagegen bescheiden ausmachen, so Petrovic. Es gehe scheinbar nur darum, "Forstinger und Prinzhorn nahe" Vertreter in die Aufsichtsräte zu holen, meinte Petrovic. Neben Haberleitner sei auch der ehemalige Technologiereferent von Forstinger, Ronald Kern, neu im Aufsichtsrat der GBI. Dieser würde dem Vernehmen nach aber einen "normalen Aufsichtsratsbezug" erhalten. Aufsichtsrat Roiss sieht keinen Gagenskandal Keinen Gagenskandal bei der Gesellschaft des Bundes für industriepolitische Maßnahmen (GIB) sieht das Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglied Gerhard Roiss. Es sei zwar korrekt, dass Rudolf Haberleitner eine Tagesgage von 30.000 S lukriere, diese bekomme er aber für seine Tätigkeit als Konsulent der GBI. Die Höhe des Vertrages sei "absolut üblich", meinte Roiss am Freitag. Haberleitner sei aber auch als Aufsichtsratsmitglied angeworben worden. Dafür bekomme er, wie alle anderen Mitglieder, eine Entschädigung von 5.000 S pro Sitzung. Die GBI war in den 70er-Jahren als industriepolitische Maßnahme der Kreisky-Regierung gegründet worden. Sie fungierte als Auffanglösung und Sanierer für in die Krise geratene Unternehmen, die nach erfolgter Sanierung über die Börse oder an strategische Investoren wieder privatisiert werden sollten. Man sei gerade dabei, drei Unternehmen (ATB Antriebstechnik AG, Assmann Ladenbau GmbH und Ergee Schrems GmbH) zu verkaufen, meinte Roiss. Dabei sei ein Geschäftsführer überfordert, und man hätte deshalb Haberleitner als Berater hinzugezogen. Dieser sei im Bereich "Merger und Acquisition" ein absoluter Experte und die Gage sei deshalb auch in Ordnung. Die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Madeleine Petrovic, die die Vorwürfe erhoben hatte, habe sich scheinbar nicht besonders gut informiert, meinte Roiss. Nicht Sache des Ministeriums Auch von Seiten der Verkehrsministerin Monika Forstinger (F) relativierte man die Vorwürfe. Das sei nicht Sache des Ministeriums, sondern des Aufsichtsrates, meinte ein Sprecher von Forstinger. (APA)