Die älteste und zugleich eine der angesehendsten Tageszeitungen Kolumbiens, "El Espectador" ("Der Zuschauer"), muss wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihr tägliches Erscheinen einstellen. Ab diesem Sonntag werde die 1887 gegründete Zeitung nur noch als Wochenblatt erscheinen, berichteten lokale Medien am Donnerstag unter Berufung auf den Herausgeber Carlos Lleras de la Fuente. Die Nachricht löste Bestürzung in dem von jahrzehntelanger Gewalt und einer seit Jahren grassierende Wirtschaftkrise heimgesuchten Land aus. Berichterstattung über Drogenkartelle Der "Espectador" genießt wegen seiner mutigen Berichterstattung über die Drogenkartelle vor allem während der 80er Jahre immer noch hohes Ansehen. 1986 wurde der damalige Direktor, Guillermo Cano, vom inzwischen zerschlagenen Medellin-Kartell Pablo Escobars ermordet. Nur drei Jahre später wurden die modernen Anlagen der Zeitung bei einem der schwersten Bombenanschläge in der Geschichte Kolumbiens zum Teil völlig zerstört. Kolumbien gilt wegen zahlreicher Morde an Journalisten als eines der gefährlichsten Berichterstattungsgebiete der Welt. Starker Rückgang des Anzeigenmarktes "Wir mussten uns zwischen der völligen Schließung der Zeitung und einer Lösung entscheiden, die die Rettung des größten Teils der Arbeitsplätze und die Wahrung der Unabhängigkeit ermöglicht", wurde Lleras de la Fuente zitiert. Bisher beschäftigte die Zeitung 427 Mitarbeiter. Fast die gesamten Printmedien Kolumbiens wie auch vieler anderer lateinamerikanischer Länder sind von einem starken Rückgang des Anzeigenmarktes teilweise bis zu 50 Prozent betroffen. Die alte Verlegerfamilie Cano, die die Zeitung über Generationen als Familienunternehmen geführt hatte, hatte ihre Anteile 1997 an die einheimische Unternehmensgruppe Bavaria veräußert. Es handelt sich um eines der größten und stabilsten Unternehmen Kolumbiens. (APA/dpa)