Den Haag - Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat der früheren bosnisch-serbischen Präsidentin Biljana Plavsic (71) am Mittwoch Verschonung von der Untersuchungshaft gewährt. Die unter Völkermord-Anklage inhaftierte Politikerin darf zu einem noch festzulegenden Termin nach Serbien reisen und dort auf ihren Prozess warten, der im Jänner vor dem Haager Tribunal stattfinden dürfte. Richter Richard May gab die Haftverschonung nach einer Verhandlung bekannt, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hatte. An der Verhandlung hatte auf Seiten der Verteidigung auch der serbische Justizminister Vladan Batic teilgenommen. Plavsic hatte sich Anfang des Jahres dem Tribunal freiwillig gestellt, nachdem sie von der bis dahin geheimen Anklage wegen Verbrechen im Bosnien-Konflikt erfahren hatte. Bei ihrer ersten Vorführung erklärte sich die einstige Präsidentin der bosnischen Serben für nicht schuldig. Auf den Prozess wolle sie sich in Freiheit vorbereiten, erklärte sie. Krajisnik bleibt in Haft Ein Antrag ihres Mitangeklagten Momcilo Krajisnik auf 72-stündige Haftunterbrechung für Teilnahme an einem Totengedenken für seinen kürzlich gestorbenen Vater war am Vortag abgewiesen worden. Krajisnik ist ebenfalls wegen Völkermordes angeklagt. Zusicherungen der Behörden der bosnischen Serben für seine Rückkehr in den Gewahrsam des Tribunals waren den Richtern nicht ausreichend. Im Gegensatz zum Antrag Krajisniks hatte die Anklagebehörde schon vor der Beratung am Mittwoch der Haftverschonung für Plavsic zugestimmt. Chefanklägerin Carla Del Ponte hatte jedoch verlangt, dass Plavsic in den Niederlanden bleiben müsse. Warum das Gericht der Reise nach Belgrad dennoch zustimmte, sagte Richter May nicht. (APA/dpa)