Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Altar zu Ehren der hinduistischen Gottheit Ganesha

Foto: Archiv
Düsseldorf - Der feiste Schweinekopf, der mit Kerzen und Reiskuchen vor dem Autokühler eines fabrikneuen Mittelklassewagens drapiert ist, soll Geister bannen und unfallfreie Fahrt garantieren. Dieser schamanistische Auto-Altar aus Korea ist eine der bizarrsten Entdeckungen, die der Besucher im neuen Düsseldorfer museum kunst palast machen kann. "Altäre - Kunst zum Niederknien" nennt selbstbewusst Jean-Hubert Martin, für den globalen Blick auf zeitgenössische Kunst ferner Kulturen international bekannt, sein Debüt als Generaldirektor des Düsseldorfer Kulturzentrums. Zur Premiere werden von diesem Sonntag an bis zum 6. Jänner 68 Weihestätten aus 34 Ländern gezeigt, die eigens von den weit angereisten "Priestern" in den Museumsräumen "geweiht" worden sind. Wurzelt doch alle Kunst irgendwo im Religiösen, so die alte These, dann dürfen Altäre mit all ihrer prallen Sinnlichkeit, mit Früchten, Blumen, Opfergefäßen und Kerzen auch in die Kunstmuseen einziehen. Erstmals im europäischen Ausstellungsbetrieb macht Martin aus dieser Kunsttheorie eine Museumspraxis und konfrontiert sein Publikum mit religiösen Arrangements aus aller Welt, die oft genug frappante Nähe zu zeitgenössischen Installationen namhafter Gegenwartskünstler wie etwa Joseph Beuys haben. Völkerkunde ohne Staub Ob es sich um einen mit Hühnerblut besprenkelten Figurenschrein der Lobi aus Westafrika oder um das grelle Arrangement von bunten Kunstblumen und Pappgerippen zum Totengedenken aus Mexiko handelt, ob um einen Zelt-Tempel aus der Mongolei oder um einen üppig geschmückten Erntedank-Altar deutscher Katholiken: Immer ist es - wie bei einem "herkömmlichen" Kunstwerk - die Übereinkunft der Gläubigen, die dem Objekt seine Kraft verleiht. Das gilt auch für einen banalen "Altar" aus Elvis-Presley-Devotionalien oder einen kleinen Koffer voller "Fetische", den der BAP-Musiker Wolfgang Niedecken arrangiert hat und der seine Kölner Rockband zu jedem Konzert begleitet. Mal bizarr und bunt wie ein aus Hamm in Westfalen entliehener Hindu-Tempelwagen oder meditativ-karg wie eine "Installation" aus Palmblättern und Papageienfedern für ein Indio-Tiergeist-Ritual vom Amazonas: Düsseldorfs neuer weltläufige Museumsdirektor möchte von diesen Werken den Staub völkerkundlicher Schaustücke wegblasen. In einer leicht misszuverstehenden Nähe zur Völkerschau oder zum bloßem "Exotismus" sieht Martin keine Gefahr: "Was ist grundsätzlich falsch am Exotismus? Vielleicht ist der Gedanke falsch, dass er falsch ist." (APA/dpa)