Wir sind wieder da", warb der Coca-Cola-Konzern freudig auf Plakaten, als er nach fünfzehn Jahren Verbannung zurück nach Indien durfte. "Bis wir euch wieder hinauswerfen", schrieben nationalistische Hindu darunter. Indiens Atomtest 1998 hat der Hassliebe zwischen Neu-Delhi und Washington neue Nahrung gegeben. Doch nach drei Jahren Sanktionen und einem Machtwechsel im Weißen Haus sind die Bedenken verraucht. Die Amerikaner werden ihr Strafregime gegen Indien beenden, denn George Bush sucht neue Freunde für ein neues Stück: die pazifische Schlachtordnung gegen China. Nirgendwo ist der Plan der Republikaner für den Aufbau eines Raketenabwehrsystems enthusiastischer gefeiert worden als in Indien. Fehlende Spielregeln Als der noch heute amtierende Hindu-Premier Vajpayee einen atomaren Sprengsatz zünden ließ, wollte er dem Kriegsgegner Pakistan drohen, meinte aber China. Peking unterstützt einerseits seit Jahren Pakistans Militär bei der Entwicklung von Atomraketen und hat andererseits immer noch offene Grenzfragen mit Indien. Anders als bei Chinas Dauerkonflikt mit Taiwan fehlen im Verhältnis zwischen China und Indien die Spielregeln - das macht den Umgang der beiden regionalen Großmächte miteinander unberechenbar. Natürlich: Keine der beiden Seiten ist an einem neuen Kalten Krieg interessiert. Auch hat sich das Handelsvolumen zwischen Indien und China in den vergangenen Jahren auf 2,5 Milliarden Dollar verzehnfacht. Doch die Konfliktlinien sind da, und die Bush-Strategen in Washington bündeln sie. Nach alten Verbündeten wie Japan und Taiwan und neuen Partnern wie Indonesien soll sich auch Indien in den Umzingelungskreis um China einreihen. Schon rühmt Dennis Blair, der allgegenwärtige Pazifikkommandant, die "neue Flexibilität", welche die US-Marine durch Militärabkommen im Indischen Ozean erhält. Bis sie wieder hinausgeworfen wird. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 29.8.2001)