New York - Um 500 Zeichnungen und Aquarelle des gebürtigen deutschen Malers und Grafikers George Grosz ist ein Rechtsstreit entbrannt. Die Arbeiten sollten das Herzstück eines Museums für deutsche und österreichische Kunst in New York werden, das der aus Wien stammende Kunsthändler Serge Sabarsky noch vor seinem Tod 1996 geplant hatte. Doch die Erben von Grosz, darunter seine zwei Söhne Peter und Marty, verlangen die Werke vor einem New Yorker Gericht zurück. Millionen-Streit Ihr Rechtsstreit beläuft sich auf eine Summe von sechs Millionen Dollar (6,60 Mill. Euro/90,8 Mill. S), berichtete die "New York Times" am Montag. Peter Grosz, der älteste Sohn von George Grosz und dessen Erbverwalter, hält Sabarsky vor, von 1973 bis 1994 Arbeiten des Künstlers in Kommission genommen, aber nicht an Sammler und Museen verkauft zu haben. Stattdessen behielt er die Werke von Grosz für sich selbst und rechnete einen fiktiven Preis mit den Söhnen des Künstlers ab. Von den weit unter dem Marktwert liegenden Preisen zog er den Erben darüber hinaus eine Kommission von 30 Prozent für den Verkauf der Werke ab. Bei den 440 an Sabarsky veräußerten Werken handelte es sich vor allem um Zeichnungen und Aquarelle aus den Jahren von 1910 bis 1920, in denen Grosz zu den wichtigsten sozialkritischen Künstlern der Weimarer Republik zählte. Weitere 110 Arbeiten des Künstlers fehlen, sagt Peter Grosz, und schließt nicht aus, dass auch sie in Sabarskys Sammlung übergegangen sein könnten. Peter Grosz hatte den Prozess der Erbengemeinschaft gegen Sabarsky schon angestrengt, bevor dieser im Alter von 83 Jahren an Lungenkrebs starb. Danach richtete er die Klage gegen das von dem Kunsthändler hinterlassene Unternehmen, die Serge Sabarsky Galerie an der Madison Avenue von Manhattan. Einer von Sabarskys engsten Freunden, der Kunstsammler Ronald Lauder, arbeitet derweil an der Umsetzung von Sabarskys langjährigem Traum. Er will im Herbst die "Neue Galerie New York" eröffnen, die ausschließlich deutsche und österreichische Kunst zur Schau stellen soll - aus Sabarskys Sammlung. Straßenszenen aus dem Alltag Der Künstler George Grosz war 1893 in Deutschland zur Welt gekommen und hatte sich mit seinen Berliner Straßenszenen aus dem Alltag nach dem Ersten Weltkrieg einen Namen geschaffen. Grosz bildete dickleibige Geschäftsleute, Soldaten und Prostituierte genauso schonungslos ab, wie er sie erlebte. Er wanderte 1933 in die USA aus und malte dort Aquarelle aus dem New Yorker Alltag, Landschaftsszenen und brutale Zeichnungen aus dem Krieg. Aber er erntete nicht mehr den Erfolg, den ihm seine Arbeiten aus Berlin beschert hatten. Grosz ging 1959 nach Deutschland zurück und starb bald danach, allerdings nicht an einem Herzinfarkt, wie es offiziell heißt, sondern an den Folgen von Alkohol. "Er fiel die Treppen hinunter, übergab sich und erstickte daran", sagte sein jüngerer Sohn Marty der "New York Times". (APA)