Seit dem Beschluss des niederländischen Parlaments, Ärzten, die Patienten auf deren Wunsch hin töten, unter bestimmten Bedingungen Straffreiheit zu gewähren, "wandert" die Euthanasie-Debatte durch die Länder Europas. Das Hauptargument der Befürworter ist die "Autonomie" des Menschen, die man nicht ausgerechnet in der Existenzfrage beschneiden dürfe. Euthanasie ist für sie "Beihilfe zum Selbstmord".

Das Hauptargument der Gegner ist die Gefahr eines "Dammbruchs": Sobald einmal das "Repertoire" der ärztlichen Tätigkeiten auch auf das Töten ausgeweitet werde, sei der Schutz des menschlichen Lebens ausgehöhlt. Außerdem müsse mit massivem Druck auf alte und kranke Menschen gerechnet werden, sie mögen doch aus Kostengründen um eine Abkürzung ihres Lebens ansuchen. In Österreich und Deutschland spielt auch die Erinnerung an die mörderische "Euthanasie"-Praxis der Nationalsozialisten eine wichtige Rolle.

Britin bittet Ehemann um Beihilfe zum Selbstmord

Ein aufsehenerregender Fall beschäftigt derzeit die britische Öffentlichkeit: Die todkranke, an allen Gliedern gelähmte Diane Pretty (47), die seit 1999 an einer degenerativen Nervenerkrankung leidet, will ihren Ehemann um Beihilfe zum Selbstmord bitten und erreichen, dass dieser hinterher nicht juristisch belangt wird. Nachdem der Generalstaatsanwalt das Gesuch abgelehnt hatte, soll der Fall nun dem Obersten Gericht vorgelegt werden.

ZDF-Themenabend Im ZDF-Themenabend begleitet ein Kamerateam Jupp Douma, den Chefarzt des onkologischen Städtischen Klinikums in Arnheim. Douma gehört der niederländischen Ethikkommission an, die zur Überwachung des neuen Gesetzes eingesetzt wurde, und widmet sich seit langem der Begleitung todkranker Menschen. Auf Patientenseite steht der sterbenskranke Henk L. im Mittelpunkt; er und seine Angehörigen werden von dem Team bis zum Tod begleitet. Die anschließende Diskussion moderiert Michael Steinbrecher. (fle/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 28. August 2001)