Wien - Abgestimmt auf das, damals, noch vor uns liegende "Europäische Jahr der Sprachen" hatte die Österreichische Forschungsgemeinschaft ihren "Österreichischen Wissenschaftstag" im Oktober 2000 unter das Motto "Der Mensch und seine Sprache(n)" gestellt. Repräsentative Tagungsbeiträge sind nun als Band 5 der von der Forschungsgemeinschaft herausgegebenen Reihe Wissenschaft-Bildung-Politik im Wiener Böhlau-Verlag erschienen. Die Beiträge der Autoren leuchten nahezu die gesamte Bandbreite der Fragestellungen um das Thema Sprache aus: So beschäftigt sich eingangs Wolfgang Raible von der Universität Freiburg mit den Zukunftsprognosen für "unsere Sprache" und kommt unter anderem zum Schluss, dass die europäischen (Schrift)-Sprachen einem ständigen Ausbau an neuen Textsorten unterliegen und künftig in dieser Hinsicht eher wachsen denn "schrumpfen" dürften. Der Salzburger Linguistik-Ordinarius Hubert Haider bestimmt den Ort der Sprache im "Netzwerk von Biologie, Psychologie und Neurologie" und redet damit der Sprachwissenschaft als Leitdisziplin der Kognitionsforschung das Wort. Mit dem Themenkreis Sprache und Denken befassen sich Roland Posner (TU Berlin) und Manfred Frank (Universität Tübingen), zu den - nicht selten schlagzeilenträchtigen - Wirkungen von Sprache im politischen Kontext nehmen die Wiener Ordinaria Ruth Wodak, und Paul A. Chilton (University of East Anglia in Norwich) Stellung. Letzterer kann in seiner Diskursanalyse ausländerkritischer Texte und Reden auch mit etlichen Beispielen aus Österreichs jüngster politischer Vergangenheit aufwarten. Reinhard Köhler, Professor an der Universität Trier, zeigt in seinem Beitrag wiederum, dass die Erfolge des Language Engineering und der sprachverarbeitenden Informatik über die zunehmende Akzeptanz des Rechners als "Gesprächspartner" auch zu neuen Normierungseffekten im Sprachgebrauch selbst führen. (APA)