Vier Monate nach dem mysteriösen Verschwinden der Praktikantin Chandra Levy hat der US-Kongressabgeordnete Gary Condit sein Schweigen gebrochen und eine massive Medienkampagne gestartet. Condit, der nach Polizeiangaben eine Affäre mit der attraktiven Praktikantin hatte, hat am Donnerstagabend (Freitag 04.00 Uhr MESZ) erstmals ein Fernsehinterview geben. Außerdem gibt er den Magazinen "Newsweek" und "People". Das Gespräch bei ABC verfolgten nach ersten Daten von Nielsen über 23 Millionen TV-Konsumenten - die höchste Zahl für ein Interview seit jenem mit Monica Lewinsky 1999 über ihr Verhältnis mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.Er sein nicht immer "perfekt" gewesen Am Donnerstag verschickte der demokratische Abgeordnete aus Kalifornien Hundertausende Briefe an seine Wähler. Darin betont er, dass er nichts mit dem Verschwinden Chandras zu tun habe und bedauert den wachsenden Schmerz, den die Levy-Familie mit jedem weiteren Tag erlebt, an dem Chandra verschwunden bleibt. Er bekräftigt, dass er nur gegenüber der Presse geschwiegen habe, um seine Privatsphäre zu schützen, aber mit der Polizei immer zusammen gearbeitet habe. Zugleich räumt er ein, dass er nicht immer "perfekt" gewesen sei. Für die US-Fernsehsender war es wie zu den besten Zeiten des Clinton-Sex-Skandals: Die Geschichte des Politikers und der Praktikantin, gespickt mit Sex, Lügen und Intrigen, erfüllte alle Anforderungen für einen echten Pausenknüller im amerikanischen Politsommer. Dass der kalifornische Abgeordnete Gary Condit sich nach fast vier Monaten Schweigen im Fernsehen zum Verschwinden der Praktikantin Chandra Levy äußerte, wurde zu einem Ereignis von nationaler Tragweite hochstilisiert. "Wir waren sehr eng befreundet" Was Condit (53) am Donnerstagabend dann zu sagen hatte, war ziemlich dürftig. Er habe keine Ahnung, was mit der 24-jährigen Praktikantin passiert sei. Levy, die aus dem Wahlkreis von Condit in Kalifornien stammt und bei der Gefängnisbehörde in Washington ein Praktikum absolvierte, ist seit Ende April spurlos verschwunden. Gerüchte über eine Affäre der beiden machten schnell die Runde. "Wir waren sehr eng befreundet", war alles, was Condit sagen wollte. "Ich habe ein Recht auf eine Privatsphäre." ABC konnte das Interview mit Condit an Land ziehen Dass Connie Chung vom Sender ABC das erste öffentliche Interview mit Condit an Land ziehen konnte, galt als Medien-Coup des Sommers. Es wurde mit dem Interview verglichen, das Barbara Walters vor zweieinhalb Jahren mit einer anderen berühmten Praktikantin landete. Was Monica Lewinsky über ihre intimen Eskapaden mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton im Oval Office zu sagen hatte, lockte 48,5 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. (APA/dpa)