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Alpbach - Bei der Vergabe der Lizenzen für UMTS (Universales Mobiles Telekom System) seien Fehler passiert, zieht der für Informationsgesellschaft und Industrie zuständige EU-Kommissar Erkki Liikanen auf Anfrage des Standard kritische Bilanz über die Gebührenexplosion bei der Frequenzvergabe für die dritte Generation des Mobilfunks. National statt europaweit Der Kardinalfehler war, dass sich die EU-Mitglieder die nationale Vergabe vorbehalten hätten, anstatt europaweit gemeinsam vorzugehen. Dazu kam, dass die erste (und teuerste) Auktion in Großbritannien auf der Höhe des Technologiemarktes im Februar 2000 begonnen hätte. Nicht britische Unternehmen hätten im Vertrauen auf billige Lizenzen daheim mitgesteigert und damit die Preise in die Höhe getrieben. Pro-Kopf-Kosten bis zu 650 Euro Nach dem Absturz des Technologiemarktes seien die Auktionsergebnisse zurückgegangen - mit Ausnahme von Deutschland, wo die Versteigerung neue Rekorde erreichte. Die Lizenzen würden sich noch vor Errichtung der Netze auf die erst zu gewinnenden UMTS-Benutzer mit Pro-Kopf- Kosten zwischen 650 Euro (UK, BRD) und 45 Euro (Belgien) niederschlagen. Wettbewerbsvorteil Die Kommission versuche darum mit einer Reihe kurz- und langfristiger Maßnahmen sicherzustellen, dass sich der UMTS-Markt trotzdem positiv entwickle. Denn beim mobilen Internet, so Liikanen bei einer Veranstaltung über E- Commerce beim Europäischen Forum in Alpbach, hätte die EU gegenüber den USA einen wichtigen Wettbewerbsvorteil, während sie sonst etwa zwölf Monate hinter der US-Internetentwicklung zurück sei. Kurzfristig habe man den Betreibern ein größeres Maß an Zusammenarbeit bei der Infrastruktur (etwa gemeinsame Nutzung von Basisstationen) zugestanden, damit die Kosten für die Errichtung der Netzwerke sinken. Langfristig strebe die Kommission nach einem neuen gesetzlichen Rahmen, der eine europäische Konsultation bei weiteren Frequenzvergaben vorsieht. Roaminggebühren sollen gesenkt werden Dazu investiere die EU kräftig in die Entwicklung von Anwendungen in öffentlichen Bereichen wie Gesundheitswesen, Transport und Tourismus, um Vertrauen von Benutzern in UMTS herzustellen. Besonderes Augenmerk will Liikanen auch auf die derzeit hohen Roaminggebühren richten. Sollte der Wettbewerb nicht zur Senkung der internationalen Mobilfunkgebühren führen, müsse man auch über einen regulatorischen Eingriff nachdenken.(Helmut Spudich/Der Standard, Printausgabe vom 24.8.2001)