Welt
Universitäten "fast zu Tode reformiert"
Institutsvorstand an TU-Wien für die Autonomie
Alpbach - Die österreichischen Universitäten sind in der
Vergangenheit "fast zu Tode reformiert worden". Diese Ansicht vertrat
Erich Gornik, Vorstand des Instituts für Festkörperelektronik und des
Mikrostrukturzentrums der Technischen Universität Wien und
Vizepräsident des Österreichischen College, am Donnerstag bei der
Eröffnung der Alpbacher Technologiegespräche. "In den letzten Jahren
hat man auf einmal erkannt, dass die Universitäten nahezu kaputt sind
und dass man sie eigentlich nicht mehr reformieren kann", sagte
Gornik laut dem im Voraus veröffentlichten Redetext.
Mit dem Ziel, die Leistungfähigkeit zu steigen, habe der
Gesetzgeber in den vergangenen zehn Jahren eine "systematische
Nivellierung nach unten betrieben als Anpassung an die wohlerworbenen
Rechte der einzelnen Gruppen", sagte Gornik. Der "folgenschwerste
Irrtum" sei die die studentische Mitbestimmung in ihrer
"institutionalisierten Form" gewesen.
Kindesweglegung?
Die von der schwarz-blauen Bundesregierung beabsichtigte
Uni-Reform, die eine Entlassung der Universitäten in die Autonomie
vorsieht, seien ein "mutiger Schritt in die richtige Richtung", sagte
der Physiker. "Es ist zu hoffen, dass es sich dabei nicht um eine
Kindesweglegung aus finanziellen Gründen handelt." Eine hierarschisch
geführte Universität, wie sie derzeit geplant sei, könne nicht
basisdemokratisch organisiert werden.
Gornik kritisierte weiters, die laufenden Investitionsmittel an
den heimischen Universitäten seien so gering, dass sie nicht einmal
der aktuelle Stand der aufgebauten Technologie erhalten werden könne.
"Dadurch verlieren die meisten anfangs gut ausgestatteten Institute
innerhalb von fünf Jahren den Anschluss an die internationale
Entwicklung. Sie sind oft gezwungen, um weiter publizieren zu können,
Nischenforschung zu betreiben, die sich mit ihren veralteten Geräten
gerade noch konkurrenzfähig machen lässt. Dies führt zu einer Spirale
der Anpassung an die Notwendigkeit, die in den meisten Fällen in der
Mittelmäßigkeit endet." (APA)