Islamabad - Die inhaftierten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now dürfen bis zum Abschluss der Untersuchungen nicht besucht werden, sagte der Informationsminister der Taliban am Donnerstag in Kabul gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Die Eltern von zwei amerikanischen Gefangenen haben ungeachtet dieser Ankündigung Visa für die Einreise nach Afghanistan beantragt. Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich weiter um einen Besuch bei den Inhaftierten. Ein Vater und eine Mutter der zwei inhaftierten Amerikanerinnen baten die Taliban nach Aussage der afghanischen Botschaft in Pakistan außerdem um Entschuldigung, falls ihre Kinder etwas Unrechtes getan haben sollten. Zudem appellierten sie an den höchsten Taliban-Geistlichen, Mullah Mohammed Omar, die Gefangenen freizulassen. Mit den beiden Amerikanerinnen werden in Afghanistan noch vier Deutsche und zwei Australier festgehalten. Sie waren Anfang August wegen des Vorwurfs der christlichen Missionierung festgenommen worden. Auch 16 afghanische Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now sind wegen dieser Anschuldigung an einem unbekannten Ort inhaftiert. Den Einheimischen droht die Todesstrafe, den Ausländern Gefängnis und Ausweisung. Wie lange die Untersuchungen noch dauern werden, teilten die Taliban nicht mit. Allerdings seien die Ermittlungen mittlerweile auch auf andere Hilfsorganisationen ausgeweitet worden, hieß es von den Taliban. Annan: "Ende der Gewalt nicht absehbar" In New York erklärte UNO-Generalsekretär Kofi Annan am Mittwoch, es sei notwendig, die Politik gegenüber Afghanistan zu überprüfen. Ein Ende der Gewalt sei nicht absehbar. Die Taliban - die etwa 95 Prozent des afghanischen Staatsgebiets unter Kontrolle haben - gingen immer stärker gegen Hilfsorganisationen und Minderheiten im Land vor, was die UNO nicht tolerieren könne. Der Weltsicherheitsrat solle darüber nachdenken, mit welchen Mitteln die rivalisierenden politischen Gruppierungen dazu gebracht werden könnten, ernsthaft eine politische Lösung zu suchen. Drei westliche diplomaten hatten kürzlich vergeblich versucht, mit den Shelter-Now-Mitarbeitern Kontakt aufzunehmen. Ein Sprecher der US-Botschaft in Pakistan, John Kincannon, sagte, die Familienangehörigen hofften, dass die Taliban einen Unterschied zwischen einem offiziellen und einem privaten Besuch machten und die Visa ausstellten. Zu den inhaftierten Shelter-Now-Mitarbeitern besteht seit ihrer Festnahme keine Verbindung mehr. Ein Taliban-Sprecher in Kabul sagte am Mittwoch, die acht hätten sich die vergangenen vier Tage geweigert, ihre Kleidung zu wechseln. Einen Tag lang hätten sie auch Essen und Trinken abgelehnt. Es handele sich offenbar um einen Protest dagegen, dass ihnen der Besuch der westlichen Diplomaten verweigert worden sei.