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Hans-Hermann Jakob: "Nach den massiven Kursverlusten der vergangenen zwei Wochen und den deutlichen Zinsrückgängen bei den langlaufenden Anleihen empfehle ich den Anlegern jetzt von Renten- in die Aktienanlage zu wechseln. Mit dem aktuellen Kursrutsch an den Aktienmärkten dürfte nun die im März des vergangenen Jahres begonnene Korrektur sowie die seit Januar anhaltende Abwärtstendenz bei den Zinsen an den internationalen Rentenmärkten beendet sein.Um es vorweg zu nehmen: Mittelfristig dürfte der Dax auf etwa 6900 Punkte, der Eurostoxx auf 4600 Zähler und der Nikkei auf bis zu 15 000 Punkte klettern. Die Korrektur, die jetzt bei den wichtigsten Indizes eingetreten ist, hatten wir bereits Ende Mai prognostiziert. Damals hatten wir folgende Linien genannt: 5000 Indexpunkte beim Dax, 3500 beim Eurostoxx und schließlich 11 000 beim Nikkei. Das jetzige Kursniveau nutzt unser Bankhaus erstmals seit Oktober 1998 wieder für strategische Aktienkäufe." Woher die Zuversicht? Hans-Hermann Jakob: "Woher nehme ich meine Zuversicht für die Märkte? Vier Faktoren spielen eine Rolle: Langfristigkeit, antizyklisches Verhalten, fundamentale Bewertungen und ein günstiges Chance-Risiko-Verhältnis.Noch Anfang Juli mussten wir von einer erneuten Enttäuschung über die US-Konjunktur berichten, doch wird diese nun von den Märkten verdaut. So ist das US-Wachstum zwar im zweiten Quartal unverändert niedrig, hat aber kein weiteres negatives Momentum gezeigt. Schließlich zeigen die globalen Frühindikatoren, insbesondere für die USA, eine Trendwende auf sehr niedrigem Niveau. Ich erwarte deshalb, dass die seit neun Monaten rückläufige Industrieproduktion, übrigens ein Novum in den USA, bald wieder steigen und sich damit über eine Erhöhung der Kapazitätsauslastung auch die Gewinnlage der Firmen kräftig verbessern wird. Nachdem nun auch Europa einsehen musste, dass es nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA unabhängig ist, und keine nennenswerten Zins- beziehungsweise fiskalischen Impulse zu verzeichnen waren, erfolgt auch hier die Korrektur. Für den strategischen Investor ergeben sich deshalb günstige Einstiegschancen. Auch unsere langfristigen Trendindikatoren zeigen, dass wir bei der Konjunktur-, der Aktien- und der Rentenmarktentwicklung kurz vor der strategischen Trendwende stehen. Seit dem Jahr 1975 war nur 1983 (Start der Aufwärtsbewegung) und 1991 (Kuwaitkrise) eine ähnliche Übertreibung an den Aktienmärkten zu beobachten wie gegenwärtig. Nach der aktuellen Korrektur sind die Aktienmärkte in Japan und Europa um rund 25 Prozent unterbewertet. Stärkere Übertreibungen waren seit 1950 selten. Dies ist ein weiteres wichtiges Anlagekriterium, dass wir zu antizyklischen Käufen nutzen, und das unserer Ansicht nach ein strategisches Investment rechtfertigt. Schließlich lässt sich der Aufschwung auch fundamental erklären. Die Investoren haben sich seit Januar 2000 über 20 Monate in den sicheren Hafen von Geldmarkt- und Rentenfonds zurückgezogen, und so befinden sich derzeit über zwei Billionen Dollar in geldnahen Anlagesegmenten. Da sich aber die Realzinsen in den USA und Europa auf historischen Tiefstständen befinden, die Aufblähung der Geldmenge für das Jahr 2002 erhebliche Inflationsgefahren birgt, erscheint mir ein Investment zumindest in Anleihen mit langen Laufzeit sehr riskant. Gegenwärtig nehmen die amerikanischen Rentenmärkte nämlich eine internationale Rezession vorweg und es wir hier zu massiven Zinssteigerungen kommen, sollte sich dieses Szenario nicht bewahrheiten. Diesem Trend wird sich auch Europa nicht entziehen können. Denken sie in diesem Zusammenhang an die Verluste, die 1994 und 1999 bei der Anlage in vermeintlich sicheren Anleihen zu beklagen waren. Mein Fazit: Die sich seit Anfang August verstärkende Angst der Anleger vor Aktienanlagen und die daraus resultierende Flucht in die sicheren Häfen zeigt die finale Ausverkaufsstimmung, die für eine Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten notwendig ist, und dieser üblicherweise vorausgeht."