Diese "burleske Geschichte" (Strawinsky) stellt nach Adorno die letzte Vorstufe zur Geschichte vom Soldaten dar. Roberto Zanella, Ballettchef der Staatsoper, nähert sich diesem Abend stilistisch zielsicher über die tänzerischen Formen des russischen Volkstheaters und entspricht bei der Geschichte vom Soldaten voll der Forderung des Komponisten nach der Gleichrangigkeit des Textes mit der Musik.
Er unterlässt es, sich den pantomimischen Szenen vom Schauspielerischen her zu nähern und lässt den Soldaten (virtuos, mit totalem Körpereinsatz von Johannes Krisch dargestellt) beispielsweise einen Pas des deux mit seiner Geige tanzen. Sein Soldat ist ein Bruder Petruschkas mit chaplinesken Zügen - erst ganz am Schluss kippt die bis dahin muntere Deutung des Stückes in durchaus brutale Dramatik um.
Mehr als Tanz
Virtuos und bedrückend der tänzerisch überragende, in der Sprache deutliche, dämonische Teufel von Christian Rovny. Silvia Schreger ist eine Prinzessin, deren Interpretation über das rein Tänzerische hinausgeht und zusätzlich berührende schauspielerische Momente einbringt.
Dieses wird souverän vom für den erkrankten Walter Schmidinger eingesprungenen Otto Sander von einem Hochsitz aus als Vorleser kommentiert. Christof Cremer steuert ein minimalistisches Bühnenbild und bei Rénard höchst originelle, beim Soldaten doch etwas enttäuschende Kostüme bei. Für Shoko Nakamura und Eugéne van den Boom schuf Zanella als Abrundung des Abends eine Deutung der 3 Gymnopädien von Erik Satie von berückender Ästhetik.
Echte Klangkultur
Die Solisten des Attersee Institute Orchestra mit der philharmonischen Solovioline von Tibor Kovac an der Spitze stellen unter Steven Huang ihre außerordentliche Klangkultur und Präzision unter Beweis. Renato Zanella (mit seinen großen Produktionen an der Wiener Staatsoper mitunter nicht ganz so glückhaft) ist am diesem Abend der kleinen Formen ein eindrucksvoller Erfolg zu bescheinigen. Einhelliger Publikumsjubel.
Das Orchester des Attergauer Kultursommers, das in diesem Jahr seine
Klangetüden mit dem emsig-emphatischen Maestro Valery Gergiev absolviert,
ist übrigens auch bei den Salzburger Festspielen zu erleben. Es ist am Montag
im Mozarteum zu hören.