Lohnsteuererklärungen über das Internet sollen "in den nächsten zwei Jahren" in Österreich möglich werden. Noch bis Ende 2001 wird das Bundesrechenzentrum (BRZ) ein Pilotprojekt zur automatischen Berechnung der Lohnsteuer im Internet starten. "Wir arbeiten mit Hochdruck an diesen Projekten", erklärte der Geschäftsführer des Bundesrechenzentrums, Erhard Schmidt, am Mittwoch bei den Benchmarking-Gesprächen im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach. Ab 2003 Steuererklärung online Die e-Government-Pläne der Bundesregierung bezeichnete Schmidt als "sportlich und ehrgeizig", ihre Verwirklichung im vorgesehenen Zeitplan sei dennoch realistisch. So sollen noch heuer alle heimischen Schulen einen Internet-Zugang haben, 2002 soll jeder Lehrer im Internet geschult sein. Ab 2003 werden voraussichtlich jährlich 21.000 Absolventen mit fundierter IT-Ausbildung von Universitäten und Fachhochschulen in den Arbeitsmarkt drängen, im selben Jahr soll österreichweit der Zugang zu den wichtigsten Verwaltungsstellen per Internet möglich sein. Im Jahr 2005 sollen überhaupt alle Amtswege online abgewickelt werden können. Bald schon Zugriff und Eintragungen ins Firmenbuch In absehbarer Zukunft werden Zugriff und Eintragungen ins Firmenbuch oder ins European Business Register (EBR) über Internet möglich sein, ebenso der Zugriff aufs Grundbuch, auf Gesetzestexte oder den Stand von Behördenverfahren. Bis 2003 könnten Zölle online entrichtet werden. Auch Führerschein-, Pass- oder zentrales Gewerberegister werden auf diesem Weg zur Verfügung stehen. Als ein Beispiel für einen sinnvollen Internet-Einsatz bereits jetzt nannte Schmidt die Online-Abwicklung der Schulbuch-Bestellung. Damit seien mehr als 1,5 Tonnen Papier eingespart worden. Die "Bürgerkarte" Nach den Plänen der Regierung wird bis Mitte 2003 jeder Österreicher über eine "Bürgerkarte" verfügen, mit der er Transaktionen mit Verwaltungsstellen abwickeln kann. Diese Karte soll mit der geplanten Chipkarte der Sozialversicherung kombiniert sein, die den Krankenschein ersetzt. Feldversuche dazu sollen Mitte nächsten Jahres starten. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich - einschließlich Terminals bei den Ärzten - auf rund 1,3 Mrd. S (94,5 Mill. Euro) . Die Bundesrechenzentrum GmbH versteht sich als ausgelagerter IT-Dienstleister des Bundes. Der verstärkte Einsatz von Internet im Kontakt zwischen Regierung und Bevölkerung ("e-Government") bedeute eine wesentliche Entlastung für beide Seiten, sagte Schmidt. Möglichst viele Lösungen anbieten Andrea di Maio vom Marktforschungsinstitut Gartner Group Italia dämpfte überzogene Erwartungen und Ansprüche: Bei europäischen e-Government-Projekten sei häufig ein Auseinanderklaffen zwischen den politischen Zielen, den Herausforderungen an die Regierungen und der Fähigkeit zur Umsetzung festzustellen, sagte er. Es gehe nicht so sehr darum, möglichst rasch die letzte Phase von e-Government zu erreichen, sondern bereits auf den frühen Stufen - der Internet-Präsenz und der Kommunikationsmöglichkeit etwa über e-Mail - möglichst viele Lösungen anzubieten. In Deutschland wieder offline In Deutschland wurde die "Steuererklärung per Internet" im heurigen März nach wenigen Wochen wieder vom Netz genommen. Die Stiftung Warentest hatte "erhebliche Sicherheitsmängel" beim Herunterladen und der Aktualisierung des Programms via Internet entdeckt. Datendiebe könnten persönliche Angaben der Steuerzahler missbrauchen, hieß es. (APA)