Unternehmen
ÖBB verleast Bahnstrecke und mietet sie zurück
Cross Border-Verträge sollen Geld für Infrastruktur in die Kassen spülen
Wien - Um Geld für den Ausbau des heimischen Schienennetzes
zu lukrieren, will das österreichische Finanzministerium noch heuer
die erste Bahnstrecke über so genannte Cross-Border-Verträge an US-
Investoren verleasen und zurückmieten. Dabei soll es sich laut
"Salzburger Nachrichten" um ein Schlüsselstück der Verbindung Linz-
Graz, die 104 Kilometer lange Phyrnstrecke zwischen Linz und Selzthal
handeln. 450 Millionen Gewinn
Der Gewinn aus dem Deal sei bereits im Finanzierungsplan 2001 für
die ÖBB-Infrastruktur enthalten, schreiben die SN in ihrer Dienstag-
Ausgabe. Laut SN erwarte man sich einen einmaligen Gewinn
(Nettobarwertvorteil) in der Höhe von 450 Mill. S (32,7 Mill. Euro).
Direkter Gewinner sei der Finanzminister, der das Geld an die ÖBB
weitergeben würde und zur Erhaltung der Schienen entsprechend weniger
tief in die Staatskassen greifen müsste.
Wenig Gegenliebe
Innerhalb der ÖBB stoße die Transaktion aber auf wenig Gegenliebe,
schreiben die SN weiter. Die Phyrnstrecke würde zwar weiterhin von
ihr benützt, weil sie im Fall des Zustandekommens des Geschäfts
sofort wieder von den Amerikanern zurückgeleast werden würde. Es
handle sich jedoch um das erste derartige Geschäft mit einer
Bahnstrecke in Europa.
"Silberbesteck aufs Dorotheum"
Die Spielregeln dafür würden in den USA aufgestellt und Österreich
werde sich im Fall des Falles gegen Amerika kaum wehren können,
meint ÖBB-Vorstand Helmut Hainitz gegenüber der SN. Der Staat handle
"wie ein armer Mann, der sein Silberbesteck aufs Dorotheum trägt",
auch wenn das Geschäft zugegebenermaßen "gut" sei.
Der neue ÖBB-Vorstand und Aufsichtsrat würden derartige
Transaktionen kritisch sehen. Blindlings werde man dem Deal mit der
Phyrnstrecke keinesfalls zustimmen, kündigt Hainitz an. Vorher müsse
das Finanzministerium dem ÖBB-Management garantieren, dass der Bund
langfristig genug Geld für laufende Aufwendungen beim Streckennetz
zur Verfügung stelle. (APA)